Die Albträume der Swissmem-Chefs
Böses Erwachen mit Donald Trump

Beim Swissmem, dem Verband der Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrieunternehmen, ist man sehr besorgt. Denn neben der Krise im deutschen Automarkt kommt jetzt auch noch ein möglicher Handelskrieg mit den USA hinzu.

EINE GEFAHR FÜR DIE SCHWEIZER MEM-INDUSTRIE: Donald Trump und sein Zölle. (Foto: Keystone)

«Jeden Morgen schalte ich die News ein und frage mich: Wen trifft es heute? Der neue US-Präsident kündigt jahrzehntealte Partnerschaften auf.» Für Swissmem-Präsident Martin Hirzel (55) war es heute ein besonders böses Erwachen. Denn Donald Trump (78) kündigte Zölle in der Höhe von 25 Prozent auf Importe aus der Europäischen Union an. Und zwar auf «Autos und anderen Produkten».

Zölle sind Gift für die MEM-Industrie

Noch ist unklar, ob die Zölle tatsächlich in Kraft treten werden. Aber bereits die Ankündigung sorgt für maximale Verunsicherung, ganz besonders in der Branche, die Swissmem vertritt. Die Schweizer Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie (MEM) macht 80 Prozent ihres Umsatzes mit Exporten und fast drei Viertel dieser Exporte gehen in die EU und die USA. Daher wäre ein Handelskrieg für diese Industrie besonders gefährlich.

Drohender Handelskrieg

An der Jahresmedienkonferenz des Verbandes in Zürich sagte Hirzel:

Für die Unternehmen ist dieses Umfeld ein Albtraum, die Verlässlichkeit des staatlichen Handelns und die Planungssicherheit haben sich in Luft aufgelöst.

Auch der Swissmem-Direktor Stefan Brupbacher (57) ist alarmiert:

Das Worst-Case-Szenario wären flächendeckende US-Zölle, auf welche die EU reagieren und die Schweiz dann als Drittland behandeln würde.

Dies passierte 2018 bereits im Fall der Zölle auf Stahl und Aluminium, damals betraf dies Güter mit einem Exportwert von unter 100 Millionen Franken. Die neuen Zölle auf weiterverarbeitete Stahl- und Aluminiumprodukte könnten im schlimmsten Fall Exporte im Wert von fast 50 Milliarden Franken betreffen, sagte Hirzel. Eine solche Entwicklung würde die Schweizer MEM-Industrie mit fast 330’000 Arbeitsplätzen in der Schweiz existentiell bedrohen.

Mehr Rüstungsindustrie, weniger Klimaschutz

Swissmem lieferte aber nicht nur Horrorszenarios, sondern auch Zahlen zum letzten Jahr. Die Branche exportierte drei Prozent weniger als im Vorjahr. Besonders schlecht läuft es bei den Autozulieferern und im Maschinenbau. Im November 2024 gab es in der ganzen Branche 344 Betriebe mit Kurzarbeit. Besser sei die Situation für die Zulieferer der Luft- und Raumfahrt, sowie für die Rüstungsindustrie. Doch für Hirzel nicht gut genug. Er sagt: «Wegen der sehr restriktiven Exportbestimmungen wurde die Branche regelrecht aus dem Land getrieben, es braucht jetzt einen Kurswechsel.»

HÄLT MEHR VON RÜSTUNG ALS VON KLIMASCHUTZ: Swissmem-Präsident Martin Hirzel. (Foto: Keystone)

Weniger Zuspruch gab es für grüne Technologien und staatliche Impulse für Klimaschutz. Wichtig sei einfach, dass der Preis für die Energie tief bleibe und die «Technologieoffenheit», sagte Hirzel.

Schweizer Albträume

Hirzel fordert von der Schweizer Diplomatie jetzt volles Engagement gegen die Zölle und für neue Freihandelsabkommen mit Indien und Thailand und er warnte vor «wirtschaftspolitischen Dummheiten» in der Schweiz. Was Hirzel «Dummheiten» nennt, ist etwa die Neuauflage der Konzernverantwortungsinitiative, die endlich dazu führen würde, dass Schweizer Konzerne mit Konsequenzen rechnen müssen, wenn sie im Ausland Schweinereien begehen (zum Beitrag). Als «Dummheit» bezeichnet er auch Zugeständnisse an die Gewerkschaften, die sich bei den Verhandlungen mit der EU dafür einsetzen, dass Schweizer Löhne auch in Zukunft geschützt werden (work berichtete). Immerhin in einem Punkt ist er sich aber mit den Gewerkschaften einig: Die Fristen für die Kurzarbeit sollen verlängert werden, so dass es in der MEM-Industrie zu keinen Entlassungen kommt.

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