Aber nicht nur in Europa fanden solche Aktionen statt, auch in Russland gab es im Frühjahr 2022 zahlreiche Petitionen gegen den Krieg. Sie wurden von Ärzten, Lehrerinnen, Universitätsprofessoren und Studentinnen unterzeichnet. In der Folge wurden die Initiatoren und Unterzeichnerinnen dieser Petitionen verfolgt, und es wurde unmöglich, in der Öffentlichkeit zu protestieren.
Allmählich verlagerte sich die Bewegung in andere Länder, und viele russische zivilgesellschaftliche Einrichtungen wurden im Exil, vor allem in europäischen Ländern, wiederbelebt. Heute gibt es unzählige neuen Medien. Wir haben demokratische Zeitungen, die auf Russisch erscheinen. Wir haben Websites und Webressourcen. Es gibt Fernsehsender. Es gibt Blogs. Es gibt Verlage, die Bücher in russischer Sprache herausgeben, und es gibt Vertriebsnetze für diese Bücher. In der Schweiz gibt es den Literaturpreis «Dar». Für diesen haben sich bereits über 150 russischsprachige, kriegsgegnerische Autorinnen und Autoren mit ihren Büchern beworben. Auch Musiker und Musikerinnen treten auf, Filme, Dokumentar- und Spielfilme, werden gedreht. Und auch das russische Theater lebt. Heute gibt es in fast jeder grossen Stadt, zum Beispiel in Zürich und Genf, mindestens ein russisches Schauspielensemble mit Antikriegsüberzeugungen.
An all dem sind Tausende von Menschen beteiligt, die die russische Kultur dorthin zurückbringen, wo sie hingehört: in den Schoss des humanistischen Denkens und der humanistischen Kultur der Welt. Wir nutzen die russische Sprache jetzt als Mittel zur Konsolidierung der Gesellschaft und als Mittel, um Putins Propaganda entgegenzutreten.