Neuer GAV für nichtkommerzielle Radios
Keine überrissenen Chefgehälter, dafür Mindestlöhne von über 5000 Franken

Gute Löhne und mehr Ferien: Für die Alternativradios in der Schweiz gilt ein neuer, besserer Gesamtarbeitsvertrag.

GUTE LAUNE IM STUDIO: Die Schweizer Alternativradios, wozu auch RaBe in Bern gehört, haben einen GAV, der sich durch Fairness auszeichnet. (Foto: Keystone)

Dieser Mindestlohn kann sich sehen lassen: 5050 Franken brutto im Monat plus Dreizehnter. Festgelegt ist er im neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV), den das Schweizer Syndikat Medienschaffender (SSM) mit den Alternativradios abgeschlossen hat. Das sind nicht gewinnorientierte Sender wie Radio LoRa in Zürich, RaBe in Bern oder Stadtfilter in Winterthur. 

Sie haben vom Bund eine Konzession und erhalten Gelder aus den Radio- und Fernsehabgaben. Dafür sind sie verpflichtet, branchenübliche Arbeitsbedingungen einzuhalten. Marco Jeanmaire vom SSM sagt:

Der neue GAV setzt hier den Standard. Wobei die effektiven Löhne bei den meisten Radios höher sind als der neue Mindestlohn, bei einigen sogar deutlich höher.

Im Vergleich etwa zu den kommerziellen Lokalradios zahlten die alternativen Sender gute Löhne, so Jeanmaire. Einen Grund dafür sieht er in den flachen Hierarchien dieser Betriebe:

Sie bezahlen keine hohen Cheflöhne. So ist genug Geld vorhanden, dass alle einen anständigen Lohn erhalten.

Löhne: Für alle gleich

Der GAV sorgt dafür, dass dies auch so bleibt. Mit Bestimmungen zum Lohn, die Seltenheitswert haben. Die erste lautet: «Alle haben den gleichen Anfangslohn, der einheitlich ist.» Falls der Betrieb mit zunehmender Erfahrung höhere Löhne vorsieht, müssen diese ebenfalls «für alle gleich» sein. Der GAV lässt zwar eine Geschäftsleitung mit höherem Lohn zu. Allerdings begrenzt er die Lohnschere zwischen dem tiefsten und dem höchsten Lohn auf gerade mal 1 zu 1,4. Zum Vergleich:

Bei der UBS klaffen der tiefste Lohn und der von CEO Sergio Ermotti im Verhältnis 1 zu 267 auseinander.

Mehr zu den Abzockerlöhnen bei der UBS unter diesem Link.

Der Alternativradio-GAV hält zudem fest: Einen höheren Lohn für die Geschäftsleitung gibt es nur «mit Einverständnis der Angestellten». Und last, but not least: Wer wie viel verdient, muss für alle transparent sein.

Der GAV, dem acht Sender mit total rund 100 Mitarbeitenden unterstellt sind, gilt bis 2034, gleich lang wie die Konzessionen der Sender. Der Mindestlohn wird jährlich neu verhandelt, aber, auch das ist festgehalten, «mindestens» der Teuerung angepasst.

Sechs Wochen Ferien

Eine Verbesserung bringt der GAV zudem bei Ferien und Arbeitszeit. Während bisher alle Anspruch auf fünf Wochen Ferien hatten, müssen sich die Betriebe jetzt entscheiden: Entweder sie gewähren neu sechs Wochen Ferien, dann gilt die 42-Stunden-Woche. Oder sie bleiben bei fünf Wochen, müssen dann aber die 40-Stunden-Woche einführen.

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