Paula Will fordert mehr Lohn für Lernende und acht Wochen Ferien
«Die Schweiz hat das Geld – ­warum nicht für uns?»

Sie arbeitet bis zu 50 Stunden pro Woche, verdient 600 Franken – und kämpft für eine ­bessere Zukunft: Paula Will (19) ist im ersten Lehrjahr zur Fachperson Gesundheit.

ENGAGIERT: Paula Will setzt sich für eine bessere Pflege ein. (Foto: jun)

Paula Will engagiert sich in der Unia-Jugend, die bessere Arbeitsbedingungen für Lernende fordert. Ihre eigenen Erfahrungen in der Pflege bestätigen, wie dringend diese Forderungen sind: Paula Will erhält im ersten Lehrjahr zur Fachperson Gesundheit 750 Franken brut­­to, übrig bleiben netto 600 Fran­ken. Dafür arbeitet sie im Schichtbetrieb und leistet zwischen 42 und 50 Stunden pro Woche – zwei Tage Schule inklusive. In den Schulferien arbeitet sie oft deutlich mehr – zum Teil auch sechs Tage hintereinander. Paula Will sagt:

Für so viel Verantwortung ist der Lohn zu tief. Wir übernehmen Aufgaben, die nahe an der Arbeit ausgebildeter Fachpersonen liegen. Es braucht faire Entlöhnung.

Auch die Arbeitszeit be­lastet. «Offiziell arbeiten wir 8,5 Stunden pro Tag – doch oft sind es 10 bis 30 Minuten mehr. Das summiert sich.» Dazu kommen unregelmässige Dienste, Prüfungsstress und Theorie-Lernen am Abend. «Erholung? Kaum möglich.»

Motiviert trotz allem

Fünf Wochen Ferien hat Paula wie viele Lernende. Zu wenig, sagt sie – und unterstützt die Forderung der Gewerkschaften nach acht Wochen:

Mehr Ferien stärken die Resilienz. Das schützt vor Burnout – und nützt letztlich auch dem Arbeitsmarkt.

Trotz der Belastung bleibt Paula Will motiviert. «Ich mag den Kontakt mit Menschen. Ich lerne, wie ich mit kom­plexen Situationen umgehen kann, wie ich Menschen unterstützen kann. Auch gefällt mir das breite medizinische Wissen – ganz ohne Medizinstudium –, das wir uns aneignen dürfen. Zu verstehen, wie ein Mensch funktioniert, ob gesund oder krank, interessiert mich.»

Ein Lohn zum Leben

Doch das Interesse allein reicht nicht. Die Unia fordert einen Mindestlohn von 5000 Franken für ausgebildete Berufsleute. Paula sagt: «Ich werde später vielleicht 4500 Franken verdienen. Das ist definitiv kein Lohn zum Leben. Ich unterstütze die Forderung – weil wir Arbeitnehmenden die Schweiz am Laufen halten. Ziel sollte sein, dass Menschen gern zur Arbeit gehen. Und das geht nur mit Wertschätzung – auch finan­zieller. Die Mittel dafür hätten wir in der Schweiz.»

Seit ihrem 15. Lebensjahr engagiert sich Paula in der ­Gewerkschaft Unia. Warum? «Weil es wichtig ist, dass auch junge Menschen aktiv werden.» Die Gewerkschaft habe ihr viel über das Arbeitsrecht beigebracht. «Es gibt spannende Workshops – und vor ­allem stärkt es das Selbstbewusstsein, weil man sieht: Ich bin nicht allein. Es gibt viele andere Lernende, denen es ähnlich geht.»

Hier geht’s zur Strassenumfrage mit Lernenden.

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