Wegen Protesten vor Luxusboutiquen:
Montblanc verklagt Gewerkschafter

Statt für anständige Arbeitsbedingungen in seinen italienischen Zulieferbetrieben zu sorgen, verklagt die Schweizer Edelmarke Gewerkschafterinnen. Doch diese lassen nicht locker.

NICHT MIT UNS: Die Gewerkschaft Sudd Cobas demonstriert direkt vor den Läden von Montblanc. (Foto: Sudd Cobas)

«Made in Italy? – Shame in Italy!» So schallte es Ende Oktober durch die Luxusstrassen in verschiedenen italienischen Städten sowie in Berlin, Lyon, Zürich, Genf und Basel. Gewerkschafterinnen und Aktivisten des Netzwerks Clean Clothes Campaign (CCC) demonstrierten vor den Montblanc-Läden gegen die miesen Arbeitsbedingungen in den italienischen Lederfabriken und gegen den Rauswurf von 13 pakistanischen Arbeitern. Ihr Vergehen: Sie hatten sich der Gewerkschaft angeschlossen (work berichtete).

Demonstrationsrecht vor Profiten

Nun hat die NGO Public Eye eine brisante Recherche über den Schweizer Luxus-Konzern Richemont veröffentlicht. Auch die Marke Montblanc gehört zu Richemont (zur Recherche von Publiceye). Demnach habe Montblanc auf die Arbeiterproteste weder mit einer Überprüfung seiner Zulieferbetriebe reagiert noch mit der Wiedereinstellung der gefeuerten 13 Arbeiter. Im Gegenteil:

Die Luxusmarke verlangte im Januar 2025 vor einem Zivilgericht in Florenz, dass für die Gewerkschaft Sudd Cobas vor den Montblanc-Geschäften ein Demonstrationsverbot gelten soll. Gleichzeitig zeigte Montblanc drei Sudd-Cobas-Mitglieder wegen Verleumdung und Nötigung an.

Montblanc will nicht mit den Zuständen in der Fabrik des zweifelhaften Zulieferers Z Production in Verbindung gebracht werden. Dabei ist längst erwiesen: Noch bis 2024 liess Montblanc in dieser Fabrik Lederwaren herstellen.  

Gegenklage gegen Richemont

Die angeklagten Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter haben allerdings ebenfalls eine Klage eingereicht: Im Namen von sechs Arbeitern fechten sie deren Kündigungen an – und zwar nicht nur gegenüber der Lederfabrik Z Production, sondern auch gegenüber Richemont. Falls das Gericht eine direkte Verantwortung für die Zustände bei den Zulieferern feststellt, wäre dies ein grosser Erfolg. Als Präzedenzfall für die ganze Produktionsregion Prato–Florenz, wo sehr viele Luxuskonzerne ihre Lederwaren fertigen lassen, könnte ein solches Urteil die Arbeitsbedingungen in der ganzen Branche verbessern. Der Prozess dürfte jedoch Jahre dauern. Zu lange für die entlassenen 13 Arbeiter, die aktuell von staatlichem Arbeitslosengeld leben und weiterhin auf Jobsuche sind. 

Richemont schwimmt im Geld

Der Luxusgüterkonzern Richemont aus Genf hat im Jahr 2024 einen Umsatz von 22,4 Milliarden Dollar und einen Gewinn von 2,6 Milliarden Dollar erwirtschaftet. Neben Montblanc gehören auch die Schmuckmarke Cartier und die Luxusuhrenmarken Piaget und IWC Schaffhausen zu Richemont. Weltweit beschäftigt der Konzern über 37 000 Mitarbeitende, 9200 davon in der Schweiz.

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