Rolf Dörig (61) ist Swiss-Life-Präsident und tritt gerne als «Mr. Lebensversicherer» auf. Insider sagen, er ziehe die Fäden, wenn es um die zweite Säule gehe. Und der einst Freisinnige liebäugelt mit der SVP.
STRIPPENZIEHER: Geht es ans Eingemachte, kennt Swiss Life-Präsident Rolf Dörig nichts. (Foto: Keystone)
Der frühere CS-Banker präsidiert nicht nur seit über fünfzehn Jahren den Lebensversicherer Swiss Life. Er steht auch dem mächtigen Versicherungsverband vor. Und sitzt im Ausschuss des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse. Der Mann mit der Ministranten-Miene ist eine Zentralfigur der Zürcher Finanzelite. Diskret waltet er im Hintergrund. Aber wenn es ans Eingemachte geht, kennt er gar nichts. In der AHV-Debatte forderte er schon früh Rentenalter 70. Sonst gebe es «griechische Verhältnisse», warnte er. Alle schüttelten über solchen Unsinn den Kopf.
AUF SVP-KURS. Als oberster Manager bei Swiss Life pumpte Dörig die ehemalige Genossenschaft Rentenanstalt zum börsenkotierten Milliardenkonzern hoch. Nach einem Rezept aus den 1990er Jahren, dem Shareholder Value, der die Aktionäre privilegiert. Dies trotz dem Skandal, der 1999 platzte: Gierige Swiss-Life-Manager hatten sich damals mit dubiosen Finanzvehikeln bereichert. Dörig selber verhaute sich dann 2007, als er die deutsche Finanzvertriebsfirma AWD des Finanzjongleurs Carsten Maschmeyer postete. Zu einem überhöhten Preis, wie sich bald herausstellte. Ein Debakel. Fünf Jahre später war eine Bilanzkorrektur von 576 Millionen Franken nötig. In jüngster Zeit fällt Dörig durch seinen politischen Rechtsschwenk von der FDP zur SVP auf. Erst äusserte er sich erfreut über die Annahme der Masseneinwanderungsinitiative. Dann fuhr er dem Bundesrat in Sachen Rahmenabkommen mit der EU an den Karren. Schliesslich äusserte er Sympathien für die Selbstbestimmungsinitiative.
FREY UND DÖRIG. Alles ganz auf SVP-Linie. In der «Sonntagszeitung» stellte er kürzlich sogar seinen Beitritt zur Blocher-Partei in Aussicht. Vor Jahren war Dörig noch zahlungskräftiges Mitglied der «Freunde der FDP» gewesen. Jetzt rudert Dörig offen im Fahrwasser von Blocher. Das gibt zwar Konflikte mit den Industriechefs von Economiesuisse. Denn die möchten die Schweiz nicht vom EU-Markt abschotten. Doch Differenzen spielt Rolf Dörig als unwichtige Meinungsverschiedenheiten herunter. Hat ihm SVP-Milliardär und Autoimporteur Walter Frey den Weg nach rechts aussen vorgespurt? Möglich wär’s, denn Dörig und Frey sitzen beide im Verwaltungsrat der Frey-Holding.