Zum ersten Mal seit 2010 ist die Teuerung in den Sommermonaten auf über ein Prozent gestiegen. Das hat grosse Auswirkungen auf die gewerkschaftliche Lohnpolitik.
STAGNATION. Denn wegen der starken Frankenaufwertung war die Inflation in der Schweiz ab 2011/12 entweder null oder sogar negativ. Der Teuerungsausgleich verlor daher bei den Lohnrunden an Bedeutung. Das muss sich im laufenden Jahr ändern.
2018 dürften die Konsumentenpreise in der Schweiz um rund 0,9 Prozent steigen. Haupttreiberin dieser Entwicklung sind die höheren Ölpreise und der etwas weniger stark überbewertete Franken. Die aus dem Ausland eingeführten Waren werden dadurch etwas teurer. Doch auch die Preise der in der Schweiz hergestellten Produkte und Dienstleistungen beginnen zu steigen. Obwohl die Mehrwertsteuer Anfang Jahr von 8 auf 7,7 Prozent gesenkt wurde. Voraussichtlich werden die Löhne 2018 knapp mit der Teuerung Schritt halten. Aber kaum mehr. Gemäss den heute verfügbaren Informationen gab es im laufenden Jahr knapp ein Prozent mehr Lohn. Das heisst, dass die Reallöhne angesichts der Teuerung von knapp einem Prozent momentan mehr oder weniger stagnieren. Obwohl es wirtschaftlich aufwärtsgeht.
WENDE. Weil der Teuerungsausgleich in den Jahren nach 2011 kein Thema war, gab es wahrscheinlich auch weniger generelle Lohnerhöhungen. Laut Bundesamt für Statistik sank der Anteil der generellen Lohnerhöhungen von über 70 Prozent in den Jahren 2008/09 auf 25 Prozent im Jahr 2017. Wenn die Preise sinken, steigt die Kaufkraft auch bei unverändertem Lohn. Viele Arbeitgeber wollten die Löhne darum nur individuell erhöhen. In der kommenden Lohnrunde braucht es eine Wende. Alle müssen einen Teuerungsausgleich erhalten. Und weil es wirtschaftlich aufwärtsgeht und die Löhne in den letzten zwei Jahren kaum vom Fleck kamen, müssen die Reallöhne für alle steigen.
Daniel Lampart ist Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB).