Autonome Töffs: Wie Rossi über den Grimselpass

Ein bisschen Spass muss sein: Wenn schon das Töfffahren mit Roboter­fahrzeugen keinen Adrenalinkick mehr bietet, dann wenigstens noch das Röhren der Motoren im Helm.

Roboter: Per Sprachsteuerung auf dem Töff über die Schweizer Pässe brausen. Sicher und schnell, aber auch etwas langweilig. (Foto: Honda)

Viele gehen davon aus, dass wegen der elektrischen Roboterautos bald jeder Fahrspass weg ist. Niemand mehr kann vor den Gartenbeizen mit seinem Schlitten herumröhren. Niemand kann in den Kurven unterhalb der Passhöhen seine Reifen quietschen lassen.

Dies, weil die anstehende technische Revolution zu viele Vorteile hat: Wir brauchen absehbar nicht mehr 4 Millionen Autos in der Schweiz, sondern nur noch 600’000, die wir uns erst noch brav teilen. Der Grossteil der heutigen Parkplätze wird darum überflüssig. Der Energieverbrauch pro gefahrenen Kilometer wird sinken. Die Zahl der Toten und Verletzten im Strassen­verkehr noch weiter gegen null abnehmen. Und die Mobilität, wenn der Staat nicht ­vorausschauend Gegensteuer gibt, billiger.

AUSLAUFMODELL PERMIS. Früher wollten fast alle mit 18 Jahren den Führerschein machen. Heute haben es immer mehr Jugendliche nicht so eilig. Oder machen gar nie einen Führerschein, weil sie auf den öffentlichen Verkehr umgestiegen sind. Die Fahrlehre­rinnen und Fahrlehrer werden etwas nervös.

Für alle Fans von heissen Sportwagen und noch heisseren Motorrädern scheint etwas Trost in Sicht: Honda und BMW entwickeln sich selbst steuernde autonome Töffs. Wer sich die ersten Videos im Internet anschaut, dem beginnen sich die Nackenhaare vor Vorfreude zu sträuben. Die Schweiz hat die schönsten Pässe der Alpen. Eine Fahrt mit dem Töff von Ulrichen VS nach Innertkirchen BE ist für alle, die auf ihren Maschinen sitzen, ein Erlebnis der anderen Art. Deshalb leiden die Anwohner entlang den Alpenpässen unter dem Lärm der heutigen Maschinen. Und die Sanitäterinnen und Sanitäter müssen an Wochenenden immer häufiger ausrücken.

Erstens, weil einige ihre Maschinen zu wenig gut beherrschen. Und zweitens, weil, wenn fehlbare Automobilisten korrekt ­fahrende Motorräder rammen, die Motorradfahrenden ­buchstäblich unter die Räder kommen. Trotz besser ­werdenden Kombis und Helmen. In Zahlen aus­gedrückt, gibt es statistisch pro gefahrenen Kilometer 25 Mal mehr verletzte und ge­tötete Motorrad­fahrende als Automobi­listen.

RÖHREN BEIM HELM. In zehn bis zwanzig Jahren werden wir in Innertkirchen eine Honda oder BMW mieten. Und per Sprachsteuerung der Maschine mitteilen, in welchem Modus wir über die Grimsel blochen möchten. Tendenziell lieber wie Valentino Rossi oder wie Tom Lüthi. Und dann dank dem flächendeckenden 5-G-Netz uns sicher, schnell und für die Anwohnenden leise zum Grimselhospiz in die Kurven legen. Das Röhren der Motoren simulieren zwecks Hebung des Adrenalin­spiegels die innen­liegenden Lautsprecher jedes Helms. Denn etwas Spass muss ja sein und bleiben. Auf jeden Fall stirbt auch diese Hoffnung zuletzt.

Links zum Thema:

  • rebrand.ly/statistiken
    Vorab linke und umweltfreundliche Politik braucht gute Statistiken. Deshalb wird das Bundesamt für Statistik immer wieder von rechts angegriffen.
  • rebrand.ly/bmwautonom
    Das autonome Motorrad funktioniert schon auf der Test­strecke von BMW. Noch wollen die Deutschen nicht darüber reden, was für eine Rosa Zukunft uns ins Haus steht. Verständlicherweise, denn noch ist Motorradfahren der Inbegriff von krachender Freiheit.
  • rebrand.ly/rollator
    Harley-Davidson-Maschinen sind Kult. Das Unter­nehmen hat zwei Probleme: Immer mehr alte Harley-Fahrer stossen einen Rollator, wechseln in den Rollstuhl oder sterben friedlich im Bett. Und für die Jungen sind Maschinen zu wenig schnell und zu teuer. Das Management kri­tisiert US-Präsident Donald Trump wegen der hohen Zölle auf Stahl und Aluminium. Und Trump fordert seine Anhänger auf, keine Harleys mehr zu kaufen. Kindergarten? Nein, knallharte Politik um ein Kultobjekt der amerikanischen Lebensweise.
  • rebrand.ly/hondaautonom
    Auch Honda bewegt sich Richtung autonomes Motorrad­fahren. Ein erster Baustein ist ein System, das künftig das Umfallen des Motorrades beim Anhalten und Wegfahren verhindert. Kommt gar nicht so selten vor, wie wir alle denken. Und freut natürlich jeweils alle vor Ort anwesenden Besserwisser und Spötterinnen.

Schreibe einen Kommentar

Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.