Noch zahlen Elektrolastwagen in der Schweiz keine Schwerverkehrsabgaben. Wenn es nach Grünliberalen-Chef Jürg Grossen ginge, soll dies auch bis 2028 so bleiben. Mit dem Ziel, die Umstellung auf Elektrolastwagen zu fördern. Keine schlechte Sache.
Saubere MONSTER: Der Semi-Truck von Tesla und seine Konkurrenten rollen an. (Foto: PD)
Die LSVA ist das intelligente Kind der EU-kompatiblen Umsetzung der gegen den Willen des Bundesrates angenommenen Alpeninitiative. Das Konzept:
Baustein 1: Die Initiative wird nicht diskriminierend für alle Lastwagen und Lastwagenbesitzer umgesetzt. Die gleichen Regeln gelten für Lastwagen, die durch die Schweiz rasen, genauso für Lastwagen, die im Import und Export tätig sind. Und für den Binnenverkehr.
Baustein 2: Parallel dazu wird die 28-Tonnen-Grenze für Lastwagen schrittweise auf 40 Tonnen erhöht. Auf jene Gewichtslimite, die für Lastwagen fast im ganzen EU-Raum gilt.
Baustein 3: Alle Lastwagen bezahlen neu flächendeckend eine Schwerverkehrsabgabe. Dreckige Lastwagen mehr als saubere. Pro Kilometer macht dies selbst für einen Euro-6-Lastwagen heute fast einen Franken pro Kilometer aus. Dies entspricht umgerechnet einem Dieselpreis von 5 Franken.
Das System funktioniert ausgezeichnet. Die Verteuerung führte zu einer Verbesserung der Logistik. Gleich viel Lastwagen transportieren mehr Waren. Sonst wären die Autobahnen noch mehr verstopft. Im alpenquerenden Verkehr kommt die Verlagerung in Gang. Nicht so schnell wie erhofft, weil vorab im Norden die Zulaufstrecken erst im Jahr 2040 ausgebaut sein werden.
SUPER-TRUCK. Steht uns in Sachen Elektromobilität auf der Strasse eine schnelle Revolution ins Haus? Die Meinungen sind geteilt. Das Kapital ist optimistischer als die Medien. Deshalb ist heute Tesla als Unternehmen fast doppelt so viel wert wie die gesamten Ford-Werke. Und immer noch mehr als BMW. Der Grund: Nachdem die Produktion des Models 3 erst nicht in die Gänge gekommen ist, laufen in der Fabrik von Elon Musk jetzt jede Woche mehr als 5000 Stück vom Band. Alle, die den kleinen Bruder des Models S bestellt haben, dürfen wieder hoffen, dass die Karre ausgeliefert wird. Wenn auch mit Verspätung.
Die für die Schweiz grösste Zeitbombe tickt aber noch in den Entwicklungsabteilungen von Tesla: der innovative Sattelschlepper namens Semi-Truck. Seine Daten: In der Power-Variante soll der Tesla-Truck mit einer Ladung 800 Kilometer weit kommen. Und innert 30 Minuten Strom für weitere 640 nachtanken können. Der Preis wird nach Angaben des Herstellers für diesen Power-Truck bei gut 200 000 Franken zu liegen kommen.
Noch zahlen Elektrolastwagen in der Schweiz keine LSVA. Die ganze Branche stellt sich die Frage: Wie lange wird das so bleiben? Der Parteipräsident der Grünliberalen, Jürg Grossen, möchte die Umstellung auf Elektrolastwagen mit klaren Rahmenbedingungen fördern. Seine Forderung: Bis 2028 sollen Tesla- und andere Elektro-Brummer keine LSVA bezahlen. Der vorsichtige – oder sollte man schreiben – der optimistische Bundesrat will sich auf keine Frist festlegen lassen. Und lehnt den Vorstoss Grossen deshalb ab.
UNSERE EINSCHÄTZUNG: Wenn der Vorstoss Grossen angenommen wird, würden im Jahr 2028 maximal noch 20 Prozent der Lastwagen in der Schweiz mit Dieselmotoren angetrieben werden. Schlicht und einfach, weil dank der LSVA nirgends auf der Welt die Rahmenbedingungen für den Umstieg besser sind als in der Schweiz. Schlicht und einfach, weil nach Tesla jetzt auch Mercedes und der VW-Konzern voll auf Elektromobilität setzen.
Noch nicht gelöst ist das Problem der SBB. Sie kämen massiv unter Druck, ausser SBB-Cargo würde mit einer eigenen Tesla-Sattelschlepper-Flotte allen Konkurrenz machen. Ob sie das kann, ist fraglich. Ob sie das will, noch mehr. Vermutlich gibt es am Schluss eine kräftige Dosis «Süpervitamin» aus der Bundeskasse.
Die Schweiz kann, wenn sie es denn will, zum zweiten Mal die Früchte der intelligenten Umsetzung der Alpeninitiative ernten. Wäre immerhin etwas.
Links zum Thema:
- rebrand.ly/VorstossGrossen
Das ist der vernünftige Vorstoss des grünliberalen Nationalrates Jürg Grossen. Und die wenig überzeugende Antwort des Bundesrates. Wird das Parlament die Weichen anders stellen? Warten wir ab.
- rebrand.ly/Klartext
Peter Füglistaller wurde in jungen Jahren nicht als SP-Sekretär angestellt, weil er an der HSG in St. Gallen studiert hatte. In Berlin riskierte der Chefbeamte, der sich gegen die Post erfolgreich durchgesetzt hatte, eine freche Lippe. In Sachen Güterverkehr seien die Deutschen die neuen Italiener. Sie würden nichts fristgerecht auf die Schiene bringen. Der neue Botschafter der Schweiz in Berlin war sichtlich erfreut: «Klartext: Pünktliche Güterzüge müssen her. Hier & jetzt! Die Branche und die Bahn sind gefordert – gerade auch in Deutschland.» Recht hat er, unser Mann in Berlin.
Hallo,
es ist mühsam beim anklicken von ‚rebrand.ly/Klartext‘
zum gebührenpfichtigen tagesanzeiger geführt zu werden.
Uhold der Arges dabei denkt…