Deshalb kommt am 14. Juni der zweite Frauenstreik.
«KÄMPFE WIE EIN MÄDCHEN»: Bereits 20’000 Frauen gingen am 22. September 2018 in Bern auf die Strasse. (Foto: MJK)
In Genf, Zürich und Lugano. Ja sogar im Wallis, in Schwyz und im Berner Oberland: Überall kommen in diesen Tagen Frauen zusammen. Sie haben Spass und machen ernst. Allen ist klar: Es braucht wieder einen Frauenstreik. Denn mit dem gegenwärtigen Schneckentempo in der Schweiz kann es in der Gleichstellung nicht weitergehen. 1991, nach dem ersten Frauenstreik, ging zwar ein Ruck durch die Politik: Plötzlich holte der Bundesrat den Entwurf des Gleichstellungsgesetzes hervor, der schon lange in der Schublade gelegen hatte. 1996 trat das Gesetz in Kraft. Sechs Jahre später kam die Fristenregelung. 2005 die Mutterschaftsversicherung. Doch die Diskriminierung der Frauen hält an.
Häusliche Gewalt ist Todesursache Nummer eins
für Frauen weltweit.
MINI-JOBS UND MINI-RENTEN. Nach wie vor verdienen Frauen rund 20 Prozent weniger als Männer, wobei mehr als die Hälfte des Lohngrabens nicht mit fehlender Ausbildung, Erfahrung oder Verantwortung erklärbar ist. Und immer noch sind drei Viertel aller Stellen im Tieflohnsektor mit Frauen besetzt. Bekommt eine Frau ein Kind, wird es im Job oft noch schwieriger. Obwohl Kündigungen wegen Mutterschaft missbräuchlich sind, sehen viele Frauen ihren vorherigen Job nicht wieder, wenn sie aus dem Mutterschaftsurlaub zurückkommen. Tendenz steigend.
Frauen geraten viel öfter in die Teilzeitfalle: Fast 25 Prozent arbeiten in Mini-Pensen. Um über die Runden zu kommen, haben manche zwei Jobs. Daneben die unbezahlte Hausarbeit, die noch immer überwiegend an den Frauen hängenbleibt. Das rächt sich bis ins Alter: Nicht selten heisst Frau sein dann auch arm sein. Über ein Drittel aller Frauen hat nur die AHV. Ohne Ergänzungsleistungen ginge es nicht.
GEWALT. Geht es um Geld, macht das Geschlecht oft den Unterschied. Aber nicht nur dort. Auch bei sexueller Belästigung, Alltagssexismus und Gewalt. Angriffe auf Frauen – im Ausgang und auf offener Strasse – haben sich in der Schweiz in den letzten 20 Jahren verdreifacht, das hat die «Sonntagszeitung» ausgerechnet. Und auch zu Hause sind viele Frauen nicht sicher: Jede zweite Woche stirbt in der Schweiz eine Person an den Folgen von häuslicher Gewalt. Meistens Frauen. Häusliche Gewalt ist Todesursache Nummer eins für Frauen weltweit.
Das muss sich dringend ändern, finden immer mehr Frauen: Es reicht! Sie beginnen, von ihren Erfahrungen zu erzählen und den Statistiken ein Gesicht zu geben. Am 14. Juni wollen sie ein Zeichen setzen. Bunt und laut, mit dem Frauenstreik.