Stur wie eine Eselin
Die Wahrheit ist ja bekanntlich ein stark umworbenes, kostbares Gut. Und sieht je nach Blickwinkel sehr unterschiedlich aus.
«Zürcher Banker sind wieder wer!» Das vermeldet der «Blick». Die News hinter dem Juchzer: Der Finanzplatz an der Limmat rangiert wieder in den Top Ten der wichtigsten Finanzplätze. Seinen neuerlichen Aufstieg verdanke der Paradeplatz auch seiner Bedeutung als sicherer Platz. Als sicherer Hafen für allerlei Gelder. Immer noch – und obwohl das Steuerhinterziehungsgeheimnis offiziell längst abgedankt hat. Sicher sind die Zürcher Banken aber auch vor der Politik. 2008 retteten wir Steuerzahlende die crashende UBS mit 60 Milliarden Franken. Nach dieser staatlichen Rettungsaktion versprachen alle Parteien, sie würden die Grossbanken nun an die kurze Leine nehmen. Rein gar nichts davon sei geschehen, schreibt Peter Bodenmann, work-Autor und Briger Hotelier, in seiner Analyse zur wirtschaftlichen Lage der Schweiz : «Noch immer haftet der Staat für UBS, Credit Suisse & Co. Der Skandal: Sie zahlen keinen müden Rappen für diese staatliche Vollkaskogarantie.» (zum Bericht Bodenmann)
ABZOCKER. UBS-Chef Sergio Ermotti räumte 2016 13,7 Millionen Franken Boni und Lohn ab. Dies, obwohl der Reingewinn seiner Bank in diesem Jahr um fast die Hälfte zurückging. Auch Ermotti ist eben wer. Und beschimpft uns auch noch: «Die heutige Generation verprasst, was die vorangegangene aufgebaut hat», findet der Tessiner. Die AHV sei nicht mehr finanzierbar und die direkte Demokratie ein Hindernis. Hört, hört, sagt Bodenmann: «Sind wir ein Volk von Prassern? Wahr ist wohl genau das Gegenteil: Der Prasser beschimpft seine Rettungskolonne. »
HERRSCHAFTEN. Ermotti motzt. Und Walter Kielholz holzt. Der Swiss-Re-Präsident, Freund der FDP und der Economiesuisse, hat ebenfalls Probleme. Die Altersreform 2020, über die wir am 24. September abstimmen, findet er, sei «ein Chabis» («Schweiz am Wochenende »). Kein Wunder, Der Millionärsmanager braucht die AHV ja nicht. Er schlägt nun vor, die Pensionierung ganz abzuschaffen. Wir sollen lebenslang chrampfen müssen. Wirklich feine Herrschaften! Sie allein sind schon Grund genug, in neun Tagen 2 × Ja zu stimmen.
IN EIGENER SACHE: Seit Jahren prägt Oliver Fahrni work mit seinen profunden Analysen und Geschichten, mit knusprigen Reportagen, saftigen Portraits und bissigen Kommentaren. Nun geht er in Pension. Das Schöne daran ist: Oliver Fahrni wird uns als Autor weiterhin erhalten bleiben. Gleichzeitig begrüssen wir Patricia D’Incau als neue Redaktorin und Digital-Verantwortliche an Bord. In dieser Ausgabe berichtet sie unter anderem über das drohende Aus für die Gartenbauschule in Hünibach BE. (zum Bericht Hünibach)