Die Erwerbslosenstatistik misst die Arbeitslosigkeit in der Schweiz gemäss einem international vergleichbaren Standard. Dabei schneidet die Schweiz nicht so gut ab, wie viele meinen. Länder wie Deutschland und Grossbritannien haben inzwischen eine tiefere Arbeitslosigkeit. Frauen sind auf dem Arbeitsmarkt zusätzlich benachteiligt, nicht nur beim Lohn. In den letzten 25 Jahren war die Frauenarbeitslosigkeit immer höher als diejenige der Männer. Seit 2004 bewegt sie sich immer etwa auf dem Niveau von 5 Prozent, und dort verharrt sie bis heute.
(Quelle: Bundesamt für Statistik, Erwerbslosenquote gemäss ILO)
UNTERBESCHÄFTIGT. Bei den Männern schwankt die Erwerbslosenquote je nach Konjunktur viel mehr und bewegte sich zwischen 2,8 und maximal
4,8 Prozent. Zudem ist die sogenannte Unterbeschäftigung bei Frauen ungleich höher. Das heisst: Viele Frauen, die Teilzeit arbeiten, möchten eigentlich ein grösseres Pensum haben. Von Unterbeschäftigung betroffen sind aktuell 11.4 Prozent aller erwerbstätigen Frauen. Diese Zahl ist rund drei Mal höher als bei den Männern!
FAMILIENARBEIT. Je nach Lebensalter ist die Betroffenheit von Frauen und Männern ganz verschieden: Nur bei den Jungen ist die Arbeitslosigkeit bei Männern mit 8,4 Prozent höher als bei Frauen. Das kann damit zusammenhängen, dass mehr Frauen an Hochschulen gehen, länger in der Ausbildung sind und noch nicht in der Statistik erscheinen.
Ab 25 dreht das. Männer finden Jobs, und die Erwerbslosigkeit halbiert sich. Bei den Frauen ist der Rückgang viel weniger stark, und die Erwerbslosenquote bleibt bis 54 markant höher als bei den Männern. Hier wirken sich offensichtlich die Erwerbsunterbrüche durch Familienarbeit aus. Es ist oft schwierig, passende Teilzeitstellen zu finden oder nach einem Unterbruch wieder in den Beruf einzusteigen.
Ab 55 sind dann Männer wieder mehr von Arbeitslosigkeit betroffen. Offensichtlich werden Arbeitnehmende in typischen «Männerberufen» eher entlassen, etwa wegen sogenannter Umstrukturierungen. Wie beim Lohn gilt auch bei der Arbeitslosigkeit, dass der Kampf gegen Diskriminierung in erster Linie bei der Vereinbarkeit von Beruf und Familie ansetzen muss. Das nützt beiden, den Frauen und den Männern.
Hans Baumann ist Ökonom und Publizist.