(Foto: Yves Thomi)
14. 6. Wir haben Geschichte geschrieben. Also nicht so ein mickriges Leserbriefli, sondern einen fetten Eintrag fürs Geschichtsbuch: der grosse zweite Schweizer Frauenstreik 2019. Dammi Siech, wie guet war das denn? Ich hab mindestens fünfmal grännet und öppe gleich viel Bier getrunken, was chli blöd war wegen de WC, aber egal. Sogar Schagge hatte Tränen in den Augen: «Als SP-Badran weinen musste!» Dann schrie Tamara «Wir wollen kein Stück vom verschimmelten Kuchen, sondern die ganze verdammte Bäckerei», und wir rissen uns kollektiv die verweinten Oberteile vom Leib. Ich weiss nid, warum das nicht in den Medien kam. Ich meine 70’000 fröhliche blutte Frauen ist doch nicht nichts, oder? Gut, vielleicht waren es nicht ganz alle, aber ömmel genug, um Spass zu haben. Obwohl es ja nicht um Spass ging, sondern um richtige, ernste Probleme.
Sonst brauchte es ja nicht zwei Frauenstreiks, oder? Wenn wir was gelernt haben in den letzten Jahren: Das mit Freiwillig chasch vergässe!
16. 6. Frauenlauf Bern mit 12 500 Läuferinnen (also nicht wegen dem Streik).
18. 6. Brasilien schlägt Italien mit 1 : 0. Mit ihrem 17. Goal bei einer WM wird Marta Vieira da Silva Rekordhalterin und überholt den Spitzenreiter Miroslav Klose (16 WM-Tore).
Dammi Siech, wie guet war das denn?
19. 6. Der Ständerat legt es bizzli Frauenquoten für Börsenunternehmen fest (vermutlich wegen dem Streik).
20. 6. Und grad nomal Ständerätli: Es isch plötzlich für zwei herzige Wochen Vaterschaftsurlaub (wegen dem Streik).
21. 6. Hey CVP, du alte Socke, du anerkennst die Ehe für alle.
22. 6. Das Kunstmuseum Basel kündigt zwei Mitarbeiterinnen, weil sie am Frauenstreiktag um 15.24 Uhr ihre Arbeit niederlegten.
23. 6. Ich kaufe aus Versehen Katzenstreu statt Damenbinden.
24. 6. Das Kunstmuseum Basel zieht seine Kündigung gegen die beiden Frauen zurück (wegen Protesten).
25. 6. Die neuste Statistik des Bundes enthüllt: Ein männlicher Chef verdient 121’500 Franken, die Frau im gleichen Job nur 80’000 (haben die Männer zu viel Boni in den Ohren?).
27. 6. Ich frög mich, ob zum ersten Frauenstreik von 1991 eigentlich öppis in den Geschichtsbüchern steht.
28. 6. Künzi beendet ihren Streik. Vorläufig.
Merci & Adiö.
Sandra Künzi lebt und büglet in Bern. Sie mag Jassen, Schafe, Feuer und Bier.