Erst gab’s keine Löhne mehr, dann kündigte die SRI Baumanagement AG der ganzen Belegschaft. Der Verantwortliche führt ein Leben in Saus und Braus. Und versteckt sich hinter einem höchst obskuren Firmengeflecht.
DANIEL BÄCHTOLD: Der Bauunternehmer umgibt sich mit Luxuskarossen und viel Pomp, finanziert durch dubiose Geschäfte – auf Kosten der Büezer. (Montage: ninotchka.ch)
Es war ein sehr sonderbares Mail, das am 9. Oktober bei der Unia-Zentrale in Bern eintraf. Da war die Rede vom St. Galler Unia-Sekretär Lukas Auer, der angeblich in «feindlicher» Art und mit «auffallender Ausdrucksweise» eine Gruppe «Querulanten aufhetzen» wolle. Und zwar gegen einen namentlich nicht erwähnten Aktionär der SRI Baumanagement AG. Gegen ihn habe Auer nicht nur eine mediale Hetzkampagne geplant, sondern auch einen «Aufmarsch mit Kameras und Schildern», direkt vor seinem Haus.
Was ist los im wilden Osten? Der Unia-Bausektor klärte sofort ab. Und kam zum Fazit: Nichts von dem stimmte. Doch das Interesse war geweckt. Umso mehr, weil das Mail mit einem dreisten Ultimatum endete: Die angebliche Kampagne sei «sofort zu stoppen». Und falls die Gewerkschaftszentrale dies nicht bis 14 Uhr bestätige, werde die Polizei gerufen. So polterte ein bis dato unbekannter Thurgauer Treuhänder, der einen heiklen Auftrag gefasst hatte.
HINTERHÄLTIGES GESCHÄFTSMODELL
Der Treuhänder bereitet nämlich die Nachlassstundung für die SRI vor. Eine Firma, die noch bis vor einem Jahr gutes Geld mit Renovationen und Totalsanierungen verdient und schweizweit rund 30 Mitarbeitende beschäftigt hatte. Doch am 27. August wandte sich die Geschäftsleitung per Mail an die Mitarbeitenden: Man müsse die Firma leider «herunterfahren» und sich von den «geschätzten» Angestellten «trennen». Von heute auf morgen war die gesamte Belegschaft arbeitslos. Ausserdem sahen sich die Geschassten um mehrere Monatslöhne geprellt. Das liessen sie sich nicht bieten, sondern kontaktierten Unia-Mann Auer und seine Kollegin Danijela Basic. Die Gewerkschaft ermittelte. Und nach und nach flog ein höchst obskures Firmengeflecht auf.
Die SRI ist nämlich nur auf dem Papier ein eigenständiges Unternehmen. In Tat und Wahrheit ist es Teil eines grossen und intransparenten Konglomerats, das seit Jahrzehnten mit dubiosen Immobiliengeschäften Millionen scheffelt. Lohnraub ist dabei fester Bestandteil des Geschäftsmodells. Im November 2018 etwa begaunerte ein Subunternehmer der SRI rund 30 rumänische Vertragsarbeiter um ihre (Dumping-)Löhne. Zur gleichen Zeit warf die SRI 9 tschechische Bauarbeiter raus und sackte neben Spesen und Guthaben auch ihre Löhne ein (siehe «Baufortschritte vorgaukeln für Kredite»). Die Unia intervenierte in beiden Fällen. Mit raschen und regelmässigen Verschiebungen der Firmensitze und Änderungen der Firmennamen entgingen die Drahtzieher aber bislang einer allfälligen Strafverfolgung.
Lohnraub gehört zu Bächtolds Geschäftsmodell.
DER DRAHTZIEHER
Trotz diesem Versteckspiel ist eines unübersehbar: Zentrale Figur ist stets Daniel Bächtold, jener Aktionär, der offenbar einen Aufmarsch vor seinem Haus fürchtet. Als Immobilienspekulant und Bauhai hat es Bächtold schon mehrfach zu zweifelhafter Berühmtheit gebracht (siehe Spalte rechts). Und auch heute noch erfüllt er sämtliche Stereotype eines im Zwielicht stehenden Immo-Tycoons: «D. B.», so heisst Bächtold bei seinen Mitarbeitenden, wohnt in einer grossen Villa mit Pool im St. Galler Rheintal, fährt Luxuskarossen wie den Porsche Panamera oder den Tesla Model S. Und wenn er genug hat vom Sanktgallischen, fliegt er mit seiner gerade aktuellen Liaison einfach davon. Aber nicht ab Kloten, sondern vom Flughafen Altenrhein aus, im Privatjet. Dann geht’s zur High Society nach St-Tropez. Oder nach Ibiza, wo seine Jacht auf ihn wartet.
Als work Bächtold am Telefon erwischt und fragt, ob er bei diesem Leben in Saus und Braus nicht auch seine Mitarbeitenden bezahlen wolle, kommt die Antwort wie aus der Pistole geschossen: «Ich bin nur Aktionär!» Mehr wollte Bächtold am Telefon nicht sagen. Das ist verhängnisvoll. Denn work liegen Dutzende Mails vor, in denen der Aktionär verschiedenen SRI-Mitarbeitenden Befehle erteilt und als autoritärer Chef auftritt. Ebenso ist work in Besitz eines internen Organigramms der Schweizer Rendite Immobilien AG. Das ist jene Gesellschaft, bei der sämtliche Fäden von Bächtolds Immobiliengeschäften zusammenlaufen. Dabei sind Verwaltung, Bau, Personal oder Finanzen jeweils als einzelne Firmen getarnt. Das Organigramm stammt vom Oktober 2018 und gibt Bächtold eindeutig als Verantwortlichen für die SRI Baumanagement AG aus. Diese Funktion bestätigen mehrere ehemalige und teils langjährige SRI-Mitarbeitende.
SVP-CEO KRIEGT KALTE FÜSSE
Auch Bill B. Mistura hätte das bestätigen können. Als damaliger CEO der Schweizer Rendite Immobilien AG hatte er das besagte Organigramm verschickt und kommentiert. Doch Mistura schweigt wie ein Grab. Dabei erwies er Bächtold einen fundamentalen Dienst: Als ehemaliger VR-Vizepräsident des FC St. Gallen, einstiger Geschäftsführer des HC Davos sowie als amtierender SVP-Gemeindeparlamentarier von Arbon TG sollte Mistura Bächtolds Krisenunternehmen Seriosität verleihen. Und die Banken von der Kreditwürdigkeit der Schweizer Rendite Immobilien AG überzeugen. Verschiedene Entlassene der SRI bestätigen das. Doch just als die Unia diversen Betrügereien der SRI auf die Schliche kam, verliess Mistura das sinkende Schiff und trat als CEO der Muttergesellschaft zurück.
Einig sind sich die SRI-Entlassenen auch über die Rolle Bächtolds: «Ohne sein Okay ging nichts», sagt etwa ein Bauleiter. Und ein Projektleiter ergänzt: «Wenn er schlechte Laune hatte, warf er willkürlich Leute raus. Er war der Big Boss im Hintergrund.» Dass der Aktionär zugleich der Herr im Haus ist, zeigte sich schliesslich bei der Entlassung der Stammbelegschaft. In mehreren Fällen hatte diese Bächtold selbst ausgesprochen. Naheliegend ist damit, dass es auch Bächtold ist, der die Verantwortung für die nicht gezahlten Löhne trägt. Wann aber der Rheintaler Immo-Hai und seine Komplizen zur Verantwortung gezogen werden und ob überhaupt, ist ungewiss. Zwar stehen verschiedene Schlichtungsverfahren zwischen Entlassenen und der SRI kurz bevor. Doch vor einer Behörde aufkreuzen wird kaum der Boss selbst, sondern bloss seine Strohmänner.
Derweil wurstelt Bächtold längst weiter. Die Funktion der SRI ist nach ihrem Ende sofort durch die neu gegründete Build Totalunternehmen AG ersetzt worden. Gekaufte ehemalige SRI-Arbeiter mimen darin den Verwaltungsrat. Und wieder ist «D. B.» bloss Aktionär.
Skandalserie um Daniel Bächtold Nichts als Scherereien
1994 Konkurs von Bächtolds Firmenkonglomerat PD-Bau & Finanz AG. Rund 50 Millionen Franken werden in den Sand gesetzt. Konkursamt, Treuhänder und Gläubiger verzweifeln wegen undurchsichtiger Strukturen, häufiger Namenswechsel und Sitzänderungen der involvierten (Briefkasten-)Firmen.
2007 Ärger im Emmental. Bächtolds neue Immobilienfirma Palu Suisse AG kauft in Krauchthal BE einen denkmalgeschützten Landgasthof und will darin Wohnungen bauen. Die dort beheimateten Dorfvereine verlieren deshalb um ein Haar ihre Bleibe.
2009 Mieteraufstand in Berlin. Bächtolds Palu Suisse expandiert nach Deutschland und hamstert dort Tausende Wohnungen. Zumeist solche in heruntergekommenen DDR-Plattenbauten. Doch die Palu Suisse bleibt den Strom- und Wasserbetrieben über 100’000 Euro schuldig, weshalb diese nicht mehr liefern. Über hundert Berliner Mietparteien müssen mehrere Herbstwochen lang ohne Warmwasser und Heizung auskommen. Die Betroffenen demonstrieren vor Bächtolds noblem Büro am Potsdamer Platz und am Firmensitz in St. Gallen. Wieder verstecken sich die Miet-Heuschrecken hinter einem Firmenwirrwarr. Vergebens: Bächtold wird später vorübergehend eingebuchtet.
2009 Immoskandal in Biel. Mitten im Januar müssen 50 Mieter, zumeist Rentnerinnen und Rentner, tagelang ohne Heisswasser und Heizung ausharren. Eine 75jährige mit einem schweren Lungenleiden überlebt nur dank ihrem Elektro-Öfeli. Das Heizöl sei an die falsche Adresse geliefert worden, redet sich Palu Suisse gegenüber dem «Blick» heraus.
2012 Die St. Galler Staatsanwaltschaft eröffnet ein Verfahren gegen über 220 Personen. Grund: Immobilienbetrug. Mittendrin: die Palu Bau AG. Mehrere Wohnungskäufer waren auf ihre betrügerischen Geschäftspraktiken hereingefallen und versuchten in der Folge, überhöhte Hypothekarkredite
zu erschleichen. Während mehrere Käufer verurteilt wurden, war den Palu-Mitarbeitern Gehilfenschaft zum Betrug nicht nachzuweisen.
2013 In Deutschland warnt die Schutzgemeinschaft für geschädigte Kapitalanleger e. V. vor Bächtolds Palu Suisse AG und setzt sie auf die Beobachtungsliste.
2013 Die Glarner Kantonalbank zieht gegen die Reloni Immobilien AG, die zuvor Palu Suisse hiess, vor Gericht. Reloni ist der Bank 2,1 Millionen Franken schuldig geblieben.
Vieles ist erlogen und entspricht nicht der Wahrheit.
Als ehemalige Mitarbeiterin kann ich bestätigen, dass vieles falsch interpretiert wird.
ich kenne ihn als sehr loyal aufrichtigen Chef.
Er hat immer alles eingehalten was er versprochen hatte. Es gibt natürlich Mitarbeiter die Missbrauch getrieben haben und seine Gutmütigkeit ausgenutzt.