Männer, die putzen, abwaschen und kochen? Fehlanzeige.
SELTENER ANBLICK: Ein Mann in der Küche. (Foto: iStock)
Nicht nur beim Lohn, auch bei der Hausarbeit geht es mit der Gleichberechtigung nur im Schneckentempo voran. Die meisten Männer machen sich höchst ungern im Haushalt die Hände dreckig. Diese Gratisarbeit überlassen sie lieber den Frauen. Waschen, putzen, kochen? Nein danke!
Dazu gibt’s jetzt neue Zahlen vom Bundesamt für Statistik. Alle fünf Jahre nimmt das Amt die Haus- und Familienarbeit unter die Lupe. Die neuste Erhebung betrifft das Jahr 2018. Und das kam heraus: In 60 Prozent der Paarhaushalte wird die Hausarbeit hauptsächlich von der Frau erledigt. In nur 5,8 Prozent erledigt sie zur Hauptsache der Mann. Beim Rest erledigen beide die Hausarbeit. Somit herrscht nur gerade in einem Drittel der Paarhaushalte so etwas wie häusliche Gleichberechtigung.
Frauen waschen im Schnitt 135 Minuten pro Woche. Männer nur 38 Minuten.
SIE HAT S GSCHÄNK
Gegenüber vor fünf Jahren hat sich die Situation nur minim verbessert. Damals lag der Anteil der Paarhaushalte, in denen hauptsächlich die Frau die Hausarbeiten macht, bei 63,1 Prozent. Das ist eine Mini-Verbesserung von 3 Prozent. Wenn es so weitergeht, dauert es noch Jahrzehnte bis zur Gleichheit der Geschlechter in den eigenen vier Wänden.
Wenn sich Männer zu Hause mehr engagieren, dann am ehesten beim Einkaufen. Vor dem Putzen und Kochen drücken sie sich. Auch das zeigen die Zahlen. So putzt in 60 Prozent der Paarhaushalte die Frau, vor allem wenn noch Kinder da sind. Kochen liegt zu 57,7 Prozent vorwiegend beim weiblichen Geschlecht, während der Einkauf auch mal vom Mann erledigt wird (45,1 Prozent). Dafür sind die Paschas vorneweg bei Reparaturen (77,9 Prozent). Administrative Arbeiten erledigen knapp zur Hälfte die Männer (42,1 Prozent). Geht es um Soziales, wie etwa ein Geschenk organisieren, liegen die Frauen wieder klar vorn (67,8 Prozent). Und bei der Kinderbetreuung sowieso.
Bereits letztes Jahr hat das Bundesamt für Statistik erhoben, wie der Aufwand in der Hausarbeit verteilt ist. Danach arbeiten die Frauen 23 Stunden pro Woche im Haushalt, die Männer bringen es bloss auf knapp 15 Stunden. Am gröbsten klafft die Lücke beim Waschen: 2 Stunden und 15 Minuten pro Woche bei den Frauen und nur gerade 38 Minuten bei den Männern. Dabei summiert sich diese häusliche Gratisarbeit volkswirtschaftlich gesehen zu gigantischen Summen. Gemäss der feministischen Ökonomin Mascha Madörin beläuft sich der Wert der unbezahlten Arbeit von Frauen auf 248 Milliarden Franken pro Jahr. Kinderaufziehen sowie Pflege- und Sorgearbeit eingeschlossen. Das ist mehr als alle Ausgaben von Bund, Kantonen und Gemeinden zusammen. Die Statistik zeigt, dass sich die Sozialstrukturen verändern, aber jeweils nur immer in Zeitlupe. Der generelle Trend ist jedoch klar, er geht in Richtung mehr Gerechtigkeit. Jüngere Paare denken anders, sie führen häufiger gemeinsam den Haushalt als ältere Paare. Dabei gibt es noch weitere Faktoren, die eine gemeinsame Haushaltführung begünstigen: zum Beispiel eine höhere Bildung oder wenn beide in Vollzeit oder beide in Teilzeit erwerbstätig sind. War es vor Jahrzehnten noch so, dass meist der Vater im Job war und die Mutter am Herd stand, ist dieses Wunschbild der Rechten längst überholt. Heute ist das Modell mit dem voll erwerbstätigen Vater und einer Mutter, die neben der Hausarbeit auch noch einen Teilzeitjob hat, das am meisten verbreitete in der Schweiz.