Vielen Leuten mit einem normalen Lohn graut es, wenn der Briefträger die Krankenkassenrechnung bringt. Ganz einfach, weil sie langsam nicht mehr wissen, wie sie die Rechnung bezahlen sollen.
Die Krankenkassenprämien sind in den letzten 20 Jahren um rund 120 Prozent gestiegen. Die Prämienverbilligungen hielten mit dieser Entwicklung nicht annährend Schritt (plus 40 Prozent). Viele Paarhaushalte mit Kindern müssen heute im Schweizer Durchschnitt 14 Prozent ihres Nettolohnes für Krankenkassenprämien ausgeben. Das ist mehr als doppelt so viel wie vor 20 Jahren.
(Quelle: SGB)
UNGERECHT. In einigen Kantonen erreicht die Belastung für gewisse Haushalte sogar mehr als einen Fünftel des Nettolohnes – trotz Prämienverbilligung. Dazu kommen die Selbstbehalte, die Gesundheitsdienstleistungen und Medikamente, die nicht von den Krankenkassen übernommen werden. Die Topverdienerhaushalte müssen sich hingegen keinerlei Gedanken machen. Weil die Krankenkassenprämien für alle gleich hoch sind, zahlen sie diese aus der Portokasse. Sie brauchen dafür nur rund 2 Prozent ihres Nettolohnes.
INITIATIVE. Damit die Prämienlast für Normalverdienende wieder etwas erträglicher wird, ist eine Erhöhung der steuerfinanzierten Prämienverbilligungen überfällig. Die Volksinitiative, dass niemand mehr als 10 Prozent des Einkommens für die Krankenkasse ausgeben muss, ist ein wichtiger Schritt. Längerfristig führt aber kein Weg an einkommensabhängigen Prämien vorbei.
SPARPOTENTIAL. Natürlich muss man sich auch die Kostenentwicklung anschauen. Doch Illusionen sollte sich niemand machen. Sparpotential gibt es sicher noch beim Föderalismus, der in gewissen Regionen zu hohen Spitalkosten führt. Bei der Pharma, die gut an den Medikamenten verdient. Oder bei Spezialärzten, die unnötige Behandlungen verordnen. Doch wenn man keine Zweiklassenmedizin will, ist das Sparpotential bald ausgeschöpft.
Daniel Lampart ist Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB).