Corona-Hirn

Marie-Josée Kuhn, Chefredaktorin work

Kaum hatte der Bundesrat grünes Licht für die Coiffeursalons gegeben, setzte er sich auch schon in mein Ohr: «Bim Coiffeur bini gsässe vor em Spiegel – luege dry!» Ja, der Mani Matter. «Und gseh dert drinn e Spiegel wo ar Wand isch vis-à-vis.» Und kaum gab der Bundesrat grünes Licht für die Wiederöffnung der Beizen, näselte er los im andern Ohr, der Peter Bichsel. «Das isch nümme mini Beiz!» jammerte er. Logisch nicht, mit all diesen Corona-Massnahmen: mit diesen Stellwändchen, den maskierten Kellnern, all diesem Abstand und der Desinfiziererei. Bichsel sagt jetzt, mit den Hygienevorschriften verlören die Beizen sogar ihre Seele. Und schon buttert mir Jim Morrison seinen Alabama-Song ins Ohr: «Show me the way / to the next whiskey bar / oh, don’t ask why / oh, don’t ask why!» Irgendwie schräg, aber wahr: Seit Corona führt sich mein Hirn auf wie eine Jukebox.

Sorry, das ist jetzt kein Edito wie sonst.

OHRWÜRMER. Eine Assoziation genügt: und schon lassen sie es jazzen. Ay! Corona! (statt Ay! caramba!) Corona-Paloma. Paloma Ade! Und schon spielt mein rechtes Ohr aus der tiefsten Kindheit auf. Mireille Mathieu mit dem Bubikopf: «La Paloma, ade / wie die wogende See / so ist das Leben ein Kommen und Gehen / und wer kann es je verstehen?» Ja, wer kann das bloss verstehen? Ich, ehrlich gesagt, grad nicht. Gerade in diesen Corona-Zeiten nicht. Wo die Zukunft ein unbekannter Planet. Und das Hier und Jetzt nur so über uns hereinrollt. Rockt und rollt. Und NeinNeinNein, Ohren! ich will kein «Rock around the clock» hören. Nur jetzt kein Bill Haley! Wiewohl in unsicheren Zeiten eindeutig besser fährt, wer eine Vergangenheit hat. Und Ohrwürmer.

EIS, WO ALLI CHÖI. Jetzt gibt der Bundesrat auch noch grünes Licht für die Öffnung der Grenzen. Und schon geigt es im linken Ohr los: «Über den Wolken / muss die Freiheit wohl grenzenlos sein / alle Ängste, alle Sorgen / sagt man / blieben darunter verborgen / und dann / würde was uns gross und wichtig erscheint / plötzlich nichtig und klein.» Der Reinhard Mey: das waren noch Zeiten! Aber sorry, liebe Leserinnen und Leser, denn das ist jetzt kein Edito geworden wie sonst. Ist jetzt mehr eins geworden, «wo alli chöi». Das aber kann nur work: Lesen Sie doch bitte auf 15 Seiten in dieser 4. work-Spezialnummer in Folge alles über Corona und noch viel mehr. Übrigens, ich bereue dieses Edito nicht. Auch wenn die Ohren jetzt grad stereo piaffen: «Non, rien de rien, non, je ne ­regrette rien!»

Schreibe einen Kommentar

Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.