Wegen Lohnkürzungen rumort es bei den Pop-e-Poppa-Kitas schon länger. Jetzt steigen erstmals auch Eltern auf die Barrikaden. Und rütteln die ganze Branche durch.
DA HAUT ES EINEM DEN NUGGI USE! Kinderbetreuerinnen haben einen verantwortungsvollen Job. Kitas sind aber notorisch unterbesetzt, und die Löhne sind viel zu tief (Symbolbild). (Foto: Keystone)
Pop e Poppa ist die zweitgrösste Kita-Kette der Schweiz und bietet gemäss eigenen Angaben «fortschrittliche Arbeitsbedingungen». Das sehen viele Mitarbeitende ganz anders: Work-Life-Balance? «Null!» Vorgesetztenverhalten? «Unverschämt!» Arbeitsbedingungen? «Katastrophal!» So und noch schlimmer lauten die meisten Mitarbeitenden-Kommentare zum Krippenkonzern auf der Firmenbewertungsplattform Kununu.com. Das Missbehagen kommt nicht von ungefähr. Mittels Änderungskündigungen senkte Pop e Poppa seinen knapp 1000 Betreuerinnen und Betreuern die Wochenarbeitszeit von 42 auf 40 Stunden – und damit den Lohn um rund 200 Franken (work berichtete). Kein Pappenstiel bei den eh schon tiefen Branchenlöhnen, die im Schnitt 4500 Franken betragen. Gleichzeitig wurden weder die Kita-Öffnungszeiten kürzer noch der Arbeitsaufwand kleiner.
«Mehr Personal, bessere Löhne
und eine kostenlose, öffentliche
Kinderbetreuung für alle!»
PROTEST-ZMORGE
Wozu das führt, ist für die Zürcher Betreuerin Elena Frei * (28) klar: «Längere unbezahlte Pausen und noch mehr Stress.» Darunter litten aber nicht nur die Mitarbeitenden, sondern auch die Kinder. Frei wollte das nicht mitmachen und ging. Damit ist sie nicht allein. In Ostermundigen BE warf eine ganze Belegschaft das Handtuch. In Zürich Altstetten veranstalteten Eltern ein «Protest-Zmorge». Und jetzt schlägt auch noch ein nationales Elternkomitee Alarm. Ein Novum in der Schweiz.
GRATIS KITAS, HER DAMIT!
Schon rund 80 engagierte Mütter und Väter machen im Komitee mit. Einer von ihnen ist der Berner Elias Zimmermann. In einem Youtube-Video erklärt er seinen Frust: Trotz Lockdown-Ende habe Pop e Poppa die Kurzarbeit zuerst nicht aufgehoben. «Das muss man sich mal vorstellen!» empört sich Zimmermann. Denn: «Das Personal, das wegen Abgängen eh schon unterbesetzt war, musste bei 20 Prozent weniger Arbeitszeit und Lohn den Betrieb mit voller Kinderzahl weiterführen.» Zudem seien parallel zu den Lohnkürzungen die Tarife massiv erhöht worden. So könne es nicht weitergehen.
In einer Petition stellt das Komitee daher Forderungen. Und zwar gleich für die gesamte Branche: mehr Personal, bessere Löhne und eine kostenlose und öffentliche Kinderbetreuung für alle! Genau dies verlangt auch ein Vorstoss von Nationalrätin Katharina Prelicz-Huber (Grüne). Druck machen zudem die Betreuerinnen und Betreuer selbst. Mit ihrer gewerkschaftlichen Gruppe «Trotzphase» mobilisieren sie auf den 26. September zu einer grossen Kita-Demo in Zürich. Dazu das Elternkomitee: «Wir werden euch nicht im Stich lassen, sondern mit euch auf die Strasse gehen!»
Weltweit protestierten im letzten Jahr Büezerinnen und Büezer gegen miese Löhne, widrige Arbeitsbedingungen und geizige Konzerne.
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