Ausgerechnet die ehemals gewerkschaftsnahe Bank Cler treibt den Sanktionswahnsinn der USA gegen Kuba auf die Spitze. Schweizer Kundinnen und Kunden protestieren.
HELFEN MIT FIDEL: Kubanische Pflegende und Ärzte am 21. März vor ihrem Abflug in das von der Corona-Pandemie schwer getroffene Italien. Sie zeigen ein Portrait des verstorbenen Revolutionsführers Fidel Castro. Internationale medizinische Hilfe hat in Kuba eine grosse Tradition. (Foto: Getty)
Im Kampf gegen Corona schickte Kuba 3000 medizinische Fachleute in 28 verschiedene Länder – gratis und franko. Ganz anders die USA unter Donald Trump: Sie verschärfen selbst während der Pandemie ihren Wirtschaftskrieg gegen das sozialistische Nachbarland. Mit immer verheerenderen Folgen für die Kubanerinnen und Kubaner. Und Auswirkungen auch auf die Schweiz. Denn die USA drohten hiesigen Banken mit Sanktionen, wenn sie das Embargo nicht vollumfänglich mittrügen. Das wirkt. So hatten die Zürcher Kantonalbank, die Credit Suisse und die UBS schon in der Ära Barack Obama ihren Zahlungsverkehr mit Kuba eingestellt. Ihn also dem lukrativeren Dollargeschäft geopfert. Und 2019 hatte sich dem US-Diktat auch noch die Postfinance gebeugt – unsere Service-public-Bank! Dies, obwohl die neutrale Schweiz in der Uno seit je gegen die verheerende US-Blockadepolitik stimmt. Aber schlimmer geht’s immer, meint jetzt ausgerechnet die Bank Cler, deren Ursprung auf den Gewerkschaftsbund (SGB) und die Genossenschaftsbewegung zurückgeht.
TRANSAKTIONS-STOP
Seit kurzem verweigert Cler ihren Kundinnen und Kunden nämlich sogar schweizinterne Transaktionen, wenn sie möglicherweise der Karibikinsel zugute kommen könnten. Dafür reicht offenbar bereits der Zahlungsvermerk «Kuba». Das kritisierten die Hilfsorganisation Medicuba und die Vereinigung Schweiz-Cuba (VSC) an einer Pressekonferenz am 28. Oktober in Bern. Es sei «ungeheuerlich», was zurzeit abgehe, sagte René Lechleiter vom VSC: «Cler-Kunden konnten uns plötzlich kein Geld mehr überweisen. Als wir die Bank nach dem Grund fragten, kündigten sie unser Vereinskonto!»
Später lieferte die Basler Kantonalbank, die Cler 2017 von Coop übernommen hatte, doch noch eine Erklärung: Kuba-Zahlungen seien «immer komplexer und aufwendiger» geworden. Ausserdem würden «Rechts- und auch Reputationsrisiken» drohen. Das akzeptieren Medicuba und VSC jedoch nicht, sondern wollen die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) einschalten. Denn tatsächlich sieht selbst das US-Embargo Ausnahmen vor: für Transport und Einkauf von medizinischen Gütern. Also exakt für das, was Medicuba und VSC tun.