Jetzt will die Gewerkschaft Verdi mit Streiks einen besseren Gesundheitsschutz durchsetzen.
AMAZON SOLL ZAHLEN: Aktion gegen Amazon in Bad Hersfeld (D). (Foto: Verdi)
Sie nehmen den Kampf mit dem Riesen auf. Erneut sind Hunderte Amazon-Mitarbeitende in den Streik getreten. Kurz vor der Schnäppchenjagd des Black Friday hatte die Gewerkschaft Verdi zur mehrtägigen Arbeitsniederlegung gegen den Onlinegiganten aufgerufen. Gewerkschaft und Mitarbeitende wollen so den Druck auf den Konzern erhöhen. Denn der weigert sich, gute Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Amazon foutiert sich um die Corona-Schutzmassnahmen.
CORONA-PROFITEUR
Während der Coronakrise läuft das Geschäft für Amazon gut. Sogar ausserordentlich gut. Der Umsatz des US-Konzerns stieg in diesem Jahr drastisch an. So schloss Amazon das 3. Quartal mit einem Umsatz von 96 Milliarden US-Dollar ab, etwa 26 Milliarden mehr als im vergangenen Jahr. Gleichzeitig verdreifachte sich der Gewinn auf 6,3 Milliarden. Davon profitiert vor allem einer: Amazon-Chef Jeff Bezos, dessen Vermögen auf etwa 190 Milliarden Dollar geschätzt wird. Allein der Verkauf eines kleinen Teils seiner im Wert deutlich gestiegenen Aktien brachte dem ohnehin reichsten Mann der Welt im November weitere Unsummen ein. «Ein Krisengewinnler, wie er im Buche steht», urteilt Verdi.
Doch diese gewaltigen Geldberge werden auf dem Rücken der Mitarbeitenden erwirtschaftet. So kritisiert Verdi etwa, dass der Konzern sich um die Corona-Schutzmassnahmen foutiere. Die vorgeschriebenen Abstände der Beschäftigten zueinander liessen sich in Stosszeiten kaum einhalten. Ende November konstatiert die Gewerkschaft: Am Standort Graben in Augsburg sind 300 von 1800 Beschäftigten infiziert, in Koblenz, wo etwa 2800 Menschen für Amazon arbeiten, sind zuerst 170 von 800 getesteten Beschäftigten positiv, bei einer weiteren Untersuchung abermals 130. Mindestens fünf Erkrankte seien in der Folge auf der Intensivstation gelandet.
Die aktuellen Streiks sollen entsprechend einen besseren Gesundheitsschutz für die Mitarbeitenden durchsetzen. Sie reihen sich ein in eine lange Reihe von Arbeitsniederlegungen bei Amazon. Bereits seit 2013 versucht Verdi, mit dem Onlinegiganten einen Tarifvertrag abzuschliessen, der die Löhne und Arbeitsbedingungen regelt. Doch Amazon will die Gewerkschaft draussen halten.
GEWERKSCHAFTEN RAUSHALTEN
Wie weit Amazon dafür geht, zeigen jüngste Enthüllungen des Magazins «Vice». Demnach nutze Amazon in den USA systematisch Onlinedienste wie Facebook und Instagram, um gewerkschaftliche Aktivitäten seiner Mitarbeitenden auszuspionieren. Ausserdem würden Gruppen von Mitarbeitenden, die sich zusammenschliessen wollen, unterwandert und denunziert. Das «Vice»-Magazin behauptet, Hinweise darauf zu haben, dass die Agentur Pinkerton in einem polnischen Amazon-Standort eingesetzt wurde, um Mitarbeitende zu überwachen. Pinkerton ist eine in der Vergangenheit immer wieder gegen Gewerkschaften eingesetzte Agentur. Amazon streitet das ab, gibt aber die Zusammenarbeit mit Pinkerton zu.