Für 2000 Franken kann man aus einem dreckigen Dieselauto einen Schlitten machen, der selbst die Abgasnorm Euro 6 deutlich unterschreitet. Das beweist das Nachrüstprodukt der Firma Twintec. Wenn die Autoindustrie die Umrüstung bezahlen muss, werden die Kosten weiter sinken.
Dreckig: Aus den Dieselauspuffen raucht viel mehr Gift, als die Autobauer versprechen. Sie haben die Elektronik systematisch manipuliert. (Foto: Keystone)
Immer mehr Schweizerinnen und Schweizer verbrennen beim Autofahren Diesel statt Benzin. 1990 waren es nur drei von hundert. Dieses Jahr dürften es knapp 30 Prozent sein. Rund 1,3 Millionen Autos und 3,5-Tönner in der Schweiz sind Diesler.
Dieselfahrzeuge sind Schmutzschleudern, Lastwagen neu ausgenommen. Auch weil die Autokonzerne die Käuferinnen und Käufer sowie die Umwelt bisher betrogen haben wie gut organisierte Verbrechersyndikate. Sie programmierten die Autoelektronik so, dass die vorgeschriebenen Umweltwerte nur im Rahmen der zudem unrealistischen Testzyklen eingehalten wurden.
Volkswagen muss in den USA bluten und wird in Europa geschont. Die bösen Amerikaner kombinieren Schutz der eigenen Marken mit dem Schutz der Umwelt. Während in Europa und in der Schweiz Stinki-Diesel trotz mutigen Staatsanwälten noch politischen Schutz geniessen.
Links zum Thema:
- rebrand.ly/wiso
Die ZDF-Sendung «Wiso» zeigt auf, wie man einen Euro-5-Passat so umrüstet, dass er 80 bis 90 Prozent weniger Schadstoffe in die Luft bläst. Bei einem treibstoffseitig geringen Mehrverbrauch von 5 %
- rebrand.ly/autozeitung
Die deutsche «Autozeitung» zeigt auf, wie der Nachrüstsatz der Firma Twintec funktioniert.
- baumot.twintecbaumot. de
Dieses Unternehmen zeigt der Autoindustrie, wie man bestehende Dieselfahrzeuge problemlos umrüsten kann. Twintec rüstet auch Baumaschinen mit Partikelfiltern aus und um. Damit die Lungen der Bauarbeiter geschont werden.
- rebrand.ly/gueltigkeit
Sind rückwirkende Bestimmungen bei Volksinitiativen möglich? Und wenn ja, unter welchen Bedingungen? Lektüre für Erbsenzähler.
FAHRVERBOT. Schneller, als wir alle denken, werden die Diesel vom Markt verschwinden. So will Volvo gar nicht mehr in Dieselmotoren investieren. Und der VCS fordert zu Recht ein Verbot aller Dieselfahrzeuge, weil die Zukunft den Elektroautos gehöre. SP-Nationalrätin Evi Allemann will in der Sommersession für weitere Bewegung sorgen.
Städte wie Stuttgart erlassen Fahrverbote für Dieselautos, die die Abgasnorm Euro 6 nicht erfüllen. Andere Städte folgen. Gefordert wäre in der Schweiz der Vorsteher des Tiefbau und Entsorgungsdepartements von Zürich, Filippo Leutenegger, der in jungen Jahren gegen Atomkraftwerke demonstrierte. Und sich zurzeit mit anderen Abfallproblemen beschäftigt. Unter anderem mit einem 130 000 Franken teuren dieselbetriebenen Dienstfahrzeug.
UMRÜSTUNGSKOSTEN. Die rund 1,2 Millionen Dieselautos auf Schweizer Strassen können wir nicht von einem Tag auf den anderen wegblasen. Bisher weigert sich die Autoindustrie, die bestehenden Fahrzeuge umzurüsten. Sie wollen nur etwas an der Elektronik herumbasteln. Das kostet wenig und bringt wenig.
Anders das Nachrüstprodukt der Firma Twintec. Der Prototyp beweist: Für 2000 Franken kann man aus einem dreckigen Dieselauto einen Schlitten machen, der selbst die Abgasnorm Euro 6 deutlich unterschreitet.
Getestet hat dies der mehr als pingelige und erst noch unverdächtige deutsche Automobilclub ADAC. Und die deutsche SPD-Umweltministerin Barbara Hendricks fordert von der Autoindustrie, dass sie auf ihre Kosten alle bestehenden Dieselfahrzeuge hardwareseitig umrüste. Wenn die Autoindustrie die Umrüstung bezahlen muss, werden die Kosten weiter sinken. Realistisch sind für die Schweiz Umrüstungskosten von 1 bis 1,5 Milliarden Franken. Ein Klacks, verglichen mit den 70 Milliarden Franken, die wir jedes Jahr für die Mobilität ausgeben.
Wie bringt man Bewegung ins Spiel? Politische Phantasie ist gefordert. Erste Anregungen:
- Die rot-grünen Städte erlassen ein Fahrverbot für nicht umgerüstete Dieselfahrzeuge.
- Die Juso und die jungen Grünen versehen bei Nacht und Nebel alle nicht umgerüsteten Stink-Diesel mit einer Plakette: «Ich bin ein Stinki-Diesel.»
- Eine Durchsetzungsinitiative fordert, dass rückwirkend ab 2016 alle Dieselfahrzeuge, die nicht umgerüstet wurden, mit einer Strafsteuer von 500 Franken pro Jahr belastet werden, auf Kosten der Importeure.
Deutschland legt 2022 alle Atomkraftwerke still. Die Schweiz am Sankt- Nimmerleins-Tag. Es darf uns bei der Nachrüstung der Dieselfahrzeuge nicht gleich ergehen.
Mit 10 riesigen Kohlekraftwerken ist Deutschland ganz sicher kein Vorbild gür die Schweiz! Was für ein ignoranter Bericht.