Der Moderna-Impfstoff der Lonza macht heute eine Reise durch halb Europa, bis er bei den Impfenden ankommt. Das könnte sich schon bald ändern.
WEIT GEREIST: Der Impfstoff der US-Firma Moderna. (Foto: Keystone)
Im Oberwallis pfeifen es die Spatzen von den Dächern: Die Lonza will den Moderna-Impfstoff, den sie mitproduziert, irgendwann selber abfüllen und verpacken. Mediensprecher Stefan Wyer sagt: «Lonza ist bestrebt, die Wertschöpfungskette in Zukunft zu erweitern, um selbst Abfüllungen anbieten zu können. Durch die Akquisition von Kapazitäten sowie durch die Schaffung eigener Kapazitäten in Visp.» Details will er noch nicht verraten. Der heutige Umweg über halb Europa wäre dann überflüssig.
«Lonza ist bestrebt, selbst Abfüllungen anzubieten.»
ABFÜLLEN
Der Hauptteil des Vakzins kommt jetzt von Moderna aus New Hampshire (USA). Den Rest stellt die Lonza in Visp selber her (siehe Artikel links). Dann geht der Stoff zuerst nach Alarcón de Pozuela bei Madrid. Dort wird er von der Pharmazeutik-Firma Rovi abgefüllt. Dazu braucht’s Spezial-Know-how. Und vor allem Temperaturen bis zu minus 80 Grad. Auch auf der ganzen Transportkette ist eine lückenlose Kühlung auf minus 20 Grad nötig. Moderna ist hier im Vorteil gegenüber der Konkurrenz von Pfizer/Biontech. Ihr Impfstoff braucht noch tiefere Temperaturen.
TRANSPORTIEREN
Danach gehen die portionierten und beschrifteten Fläschchen weiter nach Brüssel. Der Schweizer Transportkonzern Kühne + Nagel übernimmt. Er hat beim Brüsseler Flughafen einen Pharma-Hub eröffnet: Lagerhallen auf 15 000 Quadratmetern speziell für Arzneimittel. Von hier aus werden Europa, Asien und Afrika mit dem Moderna-Impfstoff beliefert. Kühne + Nagel setzt für den Pharmatransport in Europa zweihundert Fahrzeuge mit GPS und Temperaturüberwachung ein. In Deutschland fahren die Laster teils mit Polizeischutz – man fürchtet Sabotageakte von militanten Impfgegnern. Die Verteilzentren wurden deshalb geheimgehalten. Endstation für die Schweiz ist schliesslich das Lager der Armeeapotheke in Ittigen BE. Von dort wird das Vakzin an die Kantone verteilt.
FLIEGEN
In der globalen Coronakrise kommen selbst grosse Spediteure ins Schwitzen. Wegen der Komplexität und der riesigen Mengen: Gemäss einer Studie von DHL braucht es für 10 Milliarden Impfdosen 200 000 Palette, 15 000 Flüge und 15 Millionen Lieferungen mit Kühlboxen. Und die International Air Transport Association schätzt, dass für eine einzige Impfung der Weltbevölkerung (7,8 Milliarden Menschen) 8000 Flüge mit randvollen Jumbo Jets nötig sind.