Ausgerechnet jetzt wollte die Migros bei der Entschädigung für Kurzarbeit knausern. Doch die Unia protestierte. Mit Erfolg!
MIGROS KREBST ZURÜCK: Jetzt doch voller Lohn bei Kurzarbeit. (Foto: Keystone)
Die Nachricht kam per Mail. Ab 1. Januar, hiess es, bezahle die Migros bei Kurzarbeit nicht mehr 100 Prozent des Lohnes. Sondern nur noch die gesetzlich vorgeschriebenen 80 Prozent.
Auch Stefan Ott * hat das Mail erhalten. Er arbeitet in einem der 330 Fitness- und Freizeitbetriebe des Migros-Imperiums. Seit Beginn der zweiten Coronawelle ist er in Kurzarbeit, da sein Betrieb geschlossen ist. 4500 Franken brutto ist sein Monatslohn. Mit 80 Prozent bleiben ihm netto gerade noch 3000 Franken.
Der Abbau betraf auch 1600 Mitarbeitende der Migros-Klubschule und 2600 beim Reiseunternehmen Hotelplan, wie der «Sonntagsblick» berichtete. Sofort protestierte die Unia: «Die Migros-Mitarbeitenden haben Besseres verdient, und die Migros hat auch die Mittel dazu.»
«Das ist nichts als korrekt.»
REKORDJAHR
In der Tat: Zwei Tage später gab die Migros bekannt: Im Coronajahr 2020 hat sie einen neuen Umsatzrekord erzielt. 29,8 Milliarden, ein sattes Plus von vier Prozent.
Ein Rekordjahr und die Löhne zusammenstreichen – das geht nicht. Das sahen auch die Migros-Chefs jetzt ein. Und machten den Abbau rückgängig. Mediensprecher Marcel Schlatter gegenüber work: «Mitarbeitende der geschlossenen Freizeitanlagen, Fitnesscenter, der Klubschule sowie der Fachmärkte erhalten weiterhin den vollen Lohn.»
Zufrieden sagt Anne Rubin, Chefin Detailhandel bei der Unia: «Das war genau, was wir mit unseren Mitgliedern verlangt haben.» Migros-Mitarbeiter Ott ist froh: «Sonst hätte ich mich einschränken müssen. Zu Fuss gehen statt mit dem Bus. Und mehr Teigwaren essen, dafür weniger Fleisch und Gemüse.» Dass die Migros weiter den vollen Lohn zahle, sei «nichts als korrekt», sagt Ott: «Sonst hätte sie ihren Slogan, dass sie allen gehört, wirklich vergessen können.»
NICHT FÜR ALLE
Ein Wermutstropfen bleibt: Die Mitarbeitenden der Migros-Tochter Hotelplan bekommen in der Kurzarbeit weiterhin nur 80 Prozent ihres Lohns. Anders bei Coop: Das Unternehmen zahlt allen, die in Kurzarbeit sind, den vollen Lohn, auch für sämtliche Tochterfirmen.