Menschen mit tiefem Einkommen trifft die Pandemie am härtesten. Das zeigt eine neue Studie schwarz auf weiss.
ARBEITSLOS ODER AUF KURZARBEIT. Die Corona-Krise trifft Menschen in Tieflohnbranchen am stärksten. Und das sind vor allem Frauen. (Foto: Keystone)
Ein Fünftel weniger Einkommen: das ist der Corona-Effekt für Menschen mit einem Haushaltseinkommen von weniger als 4000 Franken im Monat. Rund ein Drittel wurden entweder arbeitslos oder mussten in Kurzarbeit. Die Haushalte mit hohem Einkommen (mehr als 16’000 Franken) trifft es weit weniger hart: Ihr Minus gegenüber der Vor-Corona-Zeit beträgt nur 8 Prozent.
Diese brisanten Zahlen hat die ETH Zürich in einer neuen Studie ermittelt. Grundlage bilden 200’000 Interviews, die Forscherinnen und Forscher zwischen März 2020 und Januar 2021 mit Menschen in der Schweiz ab 15 Jahren geführt haben. In ihrer Auswertung kommen die Ökonomin Isabel Martínez und ihre Kollegen zum eindeutigen Schluss: «Die Pandemie verschärft bestehende Ungleichheiten.»
11 Prozent der Geringverdienenden mussten sich
verschulden.
DER SPARBATZEN SCHMILZT
Das zeigt sich auch bei den Ersparnissen: Mehr als die Hälfte der Menschen mit tiefem Einkommen hatten entweder gar kein Erspartes oder mussten wegen der Pandemie darauf zurückgreifen, um laufende Kosten zu bezahlen. 11 Prozent von ihnen mussten sich dafür sogar verschulden. Ganz anders bei den hohen Einkommen: Hier mussten 9 von 10 den Sparbatzen nicht antasten oder konnten sogar während der Pandemie Geld auf die Seite legen – sie hatten während der Lockdowns weniger Gelegenheit, es auszugeben.
Kein Wunder, schlägt Corona den Geringverdienenden auch auf die Psyche. Vor der ersten Welle gaben nur 5 Prozent der Bevölkerung an, dass es ihnen schlecht oder sehr schlecht gehe – und zwar unabhängig vom Einkommen. Bei den Gutverdienenden stieg dieser Anteil bis im Januar nur leicht an, auf 7 Prozent. Bei Menschen mit tiefem Einkommen hat er sich dagegen im Lauf der Zeit verdreifacht, auf 15 Prozent. Die ETH-Stude warnt: «Das könnte längerfristige Folgen haben.»
Download der Studie: rebrand.ly/ungleichheit