Daniel Lampart ist Chefökonom des Schweizerischen Gewerkschaftsbunds (SGB).
Für die älteren Arbeitnehmenden ist es in den letzten Jahren härter geworden. Die Coronakrise hat die Probleme noch verstärkt. Die Arbeitslosigkeit, insbesondere bei den Ü 60, steigt beunruhigend stark an.
(Quelle: BfS)
RESERVEN. Eine Ursache dieser Probleme sind die Pensionskassen. Schuld daran sind allerdings nicht die Pensionskassenbeiträge, die mit dem Alter etwas steigen. Sondern es sind die tieferen Erträge der Pensionskassen aus ihren Anlagen.
Weil diese heute weniger sprudeln als in den Jahren mit höheren Zinsen, ist weniger Geld für Frühpensionierungen vorhanden. Die Pensionskassen brauchen ihre Reserven heute immer häufiger, um im Tiefzinsumfeld ihre Rentenversprechen einzulösen.
Frühpensionierungen sind ein wichtiges Instrument in der Personalpolitik, um Entlassungen zu verhindern. Sei es bei Umstrukturierungen, bei gesundheitlichen Problemen von Mitarbeitenden oder bei konjunkturellen Einbrüchen. Heute sind rund ein Viertel der Arbeitnehmenden zwei Jahre vor dem ordentlichen Rentenalter in Pension. In den Jahren 2006 bis 2009 waren es hingegen mehr als ein Drittel.
ARBEITNEHMENDE BEZAHLEN. Doch zurück zu den mit dem Alter steigenden Pensionskassenbeiträgen. Dass diese für die steigende Arbeitslosigkeit verantwortlich seien, ist nicht überzeugend. Denn bei den Pensionskassenbeiträgen hat sich im Laufe der Zeit nichts geändert. Sie sind bereits früher mit dem Alter gestiegen. Ohne dass die Arbeitslosigkeit bei den Älteren damals zugenommen hat. Studien zeigen zudem, dass die Arbeitgeber diese höheren Beiträge auf die Arbeitnehmenden überwälzen. Sie werden von den Angestellten und nicht vom Arbeitgeber bezahlt.
Auf Druck der Gewerkschaften hat der Bund eine Überbrückungsrente ab Alter 60 eingeführt. Diese neue Sozialversicherung kann auch als Teilersatz für die schlechteren Frühpensionierungschancen gesehen werden. Wenn die Pensionskassen weniger leistungsfähig sind, braucht es eine andere Lösung.