David Gallusser ist Ökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB).
Durch das Verbrennen von fossilen Energieträgern wie Erdöl und Kohle setzen wir grosse Mengen an CO2 in der Atmosphäre frei und heizen das Klima an. Die Folgen sind Wetterextreme, unbewohnbare Gegenden und fortschreitendes Artensterben. Das alles bringt nicht nur ökonomische Kosten mit sich, sondern verursacht auch menschliches Leid. Trotz diesen drastischen Nebenwirkungen: die Wirtschaft hält weltweit an fossilen Energieträgern fest. Weshalb eigentlich?
(Quelle: SGB)
PROFITABEL. Die einfache Antwort: Technologien, die auf fossiler Energie beruhen, sind nach wie vor für viele Unternehmen profitabel. Sie bezahlen nichts oder nur wenig für den Klimaschaden, den sie anrichten. Umgekehrt müssten sie ihre bestehenden Produktionsanlagen mit hohen Kosten abschreiben, wenn sie auf nachhaltige Technologien umstellen würden. In vielen Bereichen gibt es darüber hinaus noch keine nachhaltigen Technologien. Sie müssten erst teuer und mit dem Risiko des Scheiterns entwickelt werden. Klar, es gibt Unternehmen, die für sich mit Alternativen zu fossilen Energieträgern eine Marktlücke finden. In der work-Rubrik «Rosa Zukunft» können wir immer wieder eindrücklich davon lesen (Seite 14). Nur: Die fortschrittlichen Firmen werden die CO2-Schleudern noch lange nicht vom Markt verdrängen. Bis sie es tun, ist der Klimaschaden bereits angerichtet.
WEICHEN STELLEN. Um die Klimakatastrophe abzuwenden, müssen wir jetzt gemeinsam dafür sorgen, dass einzelne nicht mehr klimaschädlich wirtschaften können. Fossile Technologien müssen verteuert oder ganz verboten werden. Kosten und das Risiko von erneuerbaren Alternativen müssen sinken. Die Weichen dazu stellen wir in der Schweiz mit dem CO2-Gesetz, über das wir am 13. Juni abstimmen. Das Gesetz setzt an verschiedenen Stellen an, um den CO2-Ausstoss zu verteuern, die schmutzigsten Technologien zu verbieten und erneuerbare Energieträger zu fördern. Wichtig dabei: Die Einnahmen aus der neuen CO2- und Flugticketabgabe fliessen teilweise über verbilligte Krankenkassenprämien zurück an die Bevölkerung. 2022 werden es pro Kopf – auch für Kinder – 60 Franken sein. Viele Haushalte haben dadurch mehr zum Leben als ohne das Gesetz. Nur wer viel CO2 ausstösst, zahlt drauf (siehe Grafik).