Die Schweiz muss für mRNA-Forscher Steve Pascolo sofort bessere Rahmenbedingungen schaffen. Gefordert ist unter anderem der ehemalige SGB-Chefökonom Serge Gaillard.
ARBEITERSOHN, PROFESSOR, HOFFNUNGSTRÄGER: Molekularbiologe Steve Pascolo erforscht seit zwanzig Jahren mRNA-Therapien gegen Krebs. (Foto: Ausriss work)
Das spannende work-Interview mit dem französischen Arbeitersohn und Professor Steve Pascolo zeigt auf, wie wichtig unabhängige Forschung und Entwicklung für den medizinischen Fortschritt sind. Pascolo erforscht seit zwanzig Jahren Impfstoffe und mRNA-Therapien gegen Krebs. Er nennt diese mRNA-Technologie, auf der die beiden hochwirksamen Corona-Impfstoffe von Pfizer/Biontech und Moderna basieren, die in der Schweiz verabreicht werden, «eine medizinische Revolution».
Für den Molekularbiologen Pascolo braucht es nicht Milliarden, um aus der Schweiz heraus noch schneller Fortschritte in der mRNA-Technologie zu erzielen, aber zumindest langfristig zugesicherte Millionen. Sowie die Zusammenarbeit zwischen den Forschenden und den Unispitälern.
Das Unispital Zürich ist mit 8400 Angestellten eine der Mega-Kisten des schweizerischen Gesundheitswesens. Man hätte diese Gesundheitsfabrik längst etwas ausserhalb der Stadt neu und kostengünstig erstellen müssen. Denn Baukosten neuer Spitäler machen nur 3 Prozent der Betriebskosten aus. Und ermöglichen personalfreundliche Rationalisierungen statt noch mehr faktische, unsoziale Rationierungen.
Mit einem Doppelziel: Erstens Schaffung von Wohnraum im Zentrum der grössten Stadt der Schweiz. Zweitens optimale Bedingungen für die Lohnabhängigen und uns Patientinnen und Patienten.
GESUNDHEIT. Ausgerechnet am Frauenstreiktag, am 14. Juni, gab die Zürcher SVP-Regierungsrätin Natalie Rickli bekannt, dass künftig drei alte weisse Männer das etwas ausser Kontrolle geratene Zürcher Unispital führen werden. Nicht alle waren amüsiert. Für Rickli gilt offenbar – in Anlehnung an den früheren chinesischen Staatschef Deng Xiaoping: es spiele keine Rolle, ob die Katzen alte weisse Kater seien, sie müssten nur Mäuse fangen.
Nun ist der ehemalige SGB-Chefökonom und nachmalige, inzwischen pensionierte Direktor der Eidgenössischen Finanzverwaltung, Serge Gaillard, einer der drei neugewählten Spitalräte des Unispitals Zürich. Warten wir ab, was da kommt. Im Interesse der Gesundheit von uns allen.
A PROPOS GESUNDHEIT. Zu wenig Schweizerinnen und Schweizer lassen sich impfen. Wir sind die grössten Impffaulenzenden westlich der Oder-Neisse-Grenze. Doch die soziale Ungleichheit schürt auch in der Schweiz das Misstrauen gegen «das System», gegen das Impfen (siehe Sotomo-Link unten).
Alte Linke wissen, es gibt nur zwei Antworten auf Krisen: entweder Klassenkampf oder dann Fremdenhass. Und in der Coronakrise ist das Fremde eben das Impfen.
Links zum Thema:
- sotomo.ch/site/
Die Umfragen von Sotomo sind wahre Fundgruben. Leider werden sie zu wenig ausgewertet. So ist bei der SVP-Basis die Skepsis gegen das Impfen am grössten. Umgekehrt will der proletarische Teil der Basis höhere Kurzarbeitsentschädigungen. Und über alles führt die Pandemie zu einer Umverteilung von unten nach oben.