Der Anfang ist gemacht: In offenen Onlinekonferenzen haben Mitglieder Hunderte Vorschläge zur Verbesserung der Unia eingebracht. Und das wird nun aus all diesen Ideen.
UMBAUPROJEKT: Miglieder beraten die Zukunft der Unia. (Foto: Keystone)
Es war ein Kraftakt. Zwischen Anfang September und Ende Oktober hielt die Unia 32 digitale Versammlungen ab. Deren Ziel: Herausbekommen, wie sich die Mitglieder ihre Gewerkschaft in Zukunft wünschen. Diese erste Phase von «Unia 2.0» ist jetzt vorbei. Und nun ist klar: An Ideen mangelt es nicht! Mehr als 1200 Vorschläge haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unterbreitet, jetzt geht es ans Auswerten.
Das Ringen um die besten Ideen hat erst begonnen.
DOPPELSPURIGKEITEN VERMEIDEN
Eine erste Übersicht ist bereits erstellt. In stunden- und abendlanger Arbeit hat eine – ebenfalls aus Mitgliedern bestehende – Begleitgruppe die Resultate gesichtet. Und sie hat einen ersten Bericht verfasst. In ihm werden zehn übergeordnete Themen für den grossen Umbau vorgeschlagen und nach ihrer Bedeutsamkeit eingeordnet. Besonders wichtig ist demnach, dass der Aufbau der Unia vereinfacht wird. Dazu heisst es im Bericht: «Übertriebene Struktur-Komplexität führt zu langen Entscheidwegen, zu Doppelspurigkeiten, komplexen bzw. unklaren Verantwortlichkeiten und einer Multiplikation von Zuständigkeiten.» Einfach abbauen solle man bestehende Gremien aber nicht, warnt der Bericht. Sonst drohe die Gefahr, dass bislang aktive Mitglieder plötzlich weniger zu sagen hätten.
Weitere bedeutende Themen betreffen die Arbeitsweise der Unia. Bisweilen gebe es ein Gerangel zwischen zentral vereinbarten Zielen der Gewerkschaft und der Autonomie der einzelnen Unia-Regionen. Etwa dann, wenn eigentlich in der ganzen Schweiz um die Verteidigung des Schreiner-GAV gekämpft werden sollte, aber einige Regionen andere Prioritäten setzen. Hierzu heisst es im Bericht, dass im Interesse eines effektiveren gewerkschaftlichen Aufbaus «die Gremien der Gesamtorganisation verstärkte Ressourcenkompetenzen erhalten sollen». Letztlich geht es hier (auch) darum, wer entscheidet, an welchem Thema die Gewerkschaftssekretärinnen und -sekretäre arbeiten.
REGIONEN ÜBERDENKEN
Auch die sehr unterschiedlichen Grössen und die verschiedenen personellen sowie finanziellen Ausstattungen der Unia-Regionen haben die Mitglieder besprochen. Kleinere Regionen seien teils überfordert, den vielen an sie gestellten Ansprüchen Genüge zu tun. Flächenmässig grosse Regionen könnten hingegen ohne genügend Personal ihr Gebiet nur unter Schwierigkeiten betreuen. Entsprechend empfiehlt auch die Begleitgruppe in ihrem Rapport, dass über eine Mindestgrösse und -ausstattung der Unia-Regionen nachgedacht werden sollte.
«Sollte» ist dabei das entscheidende Wort. Denn der vorliegende Bericht fasst die bisherigen Diskussionen nur zusammen. Entscheiden werden die Gremien der Unia. Nachdem zunächst der Zentralvorstand über das Papier beraten haben wird, wird Anfang Dezember die nationale Delegiertenversammlung der Gewerkschaft über die tatsächliche Ausrichtung der Reform befinden. Danach werden alle Regionen, Interessen- und Branchengremien einbezogen. Das Ringen um die besten Ideen hat also erst begonnen.