Das erste Kind! Sie freuen sich darauf. Nach der Geburt wollen Sie bald wieder arbeiten und benötigen ein Betreuungsangebot. Was Sie über Kitas wissen müssen, wie Sie den richtigen Platz finden und was er Sie kosten wird.
KINDER, KINDER: Klar braucht’s Kitas. Ob sich ein Platz findet und wie teuer er für die Eltern wird, hängt noch zu stark von den Kantonen und Gemeinden ab. (Foto: Getty)
Für manche Eltern ist die Betreuungsfrage rasch gelöst. Jemand aus der Verwandtschaft – meist die Grosseltern – kümmert sich ums Kind, wenn beide Eltern an der Arbeit sind. Oder es gelingt ein Deal mit Freunden: Wechselweise kümmert sich die eine Familie auch um die Kinder der anderen Familie. Rund ein Drittel aller Kinder von 0 bis 3 Jahren jedoch besuchen eine Kindertagesstätte. Dabei beträgt die durchschnittliche Betreuungszeit 21 Stunden pro Woche, also rund zwei Tage.
ZU WENIG KITA-PLÄTZE?
Das kommt drauf an, wo Sie wohnen. Gesamtschweizerisch stehen etwa 100’000 Kita-Plätze zur Verfügung, mehr als doppelt so viele wie vor 20 Jahren. Dennoch ist die Lage in manchen Regionen angespannt. Gemäss Bundesamt für Statistik begründen immer noch 3 Prozent der Eltern, die keine professionelle Kinderbetreuung in Anspruch nehmen, ihren Verzicht damit, dass sie keinen Platz gefunden hätten (und 11 Prozent von ihnen sagen, Kitas seien für sie zu teuer). Faustregel: Je weiter im Osten der Schweiz und je ländlicher Ihr Wohnort liegt, desto eher sind Kita-Plätze noch immer knapp. Klären Sie deshalb die Situation vor Ort beizeiten.
Je nach Region gibt es immer noch zu wenige Kita-Plätze.
SIND ALLE KITAS GUTE KITAS?
Zumindest haben alle eine Betriebsbewilligung. Die ist nämlich vorgeschrieben. Zuständig dafür sind die Kantone. Verlangt wird ein pädagogisches Konzept, und es gelten Mindestanforderungen für die Ausbildung des Personals. Hinzu kommt ein Betreuungsschlüssel, der festlegt, wie viele Kinder eine Fachperson gleichzeitig betreuen darf. Ausserdem gibt’s Vorschriften zum Raumprogramm: Nettospielfläche pro Kind, Hygieneräume, Brandschutz und ähnliches. Doch ist die einmal erteilte Betriebsbewilligung keine dauerhafte Qualitätsgarantie. Die Kantone haben zwar eine Aufsichtspflicht, nehmen diese aber unterschiedlich wahr. Häufigste Kritikpunkte sind die Personalsituation und Betreuungsmängel. Der Verband Kinderbetreuung Schweiz (kibesuisse) vergibt an Kitas, die einem ganzen Katalog von Ansprüchen genügen, das Zertifikat QualiKita. Nützlich sind auch die Erfahrungen anderer Eltern in Ihrem Bekanntenkreis und Ihre Eindrücke beim Besuch der Kita und dem Erstgespräch mit der Leitung.
WAS KOSTET DIE KITA?
Schweizer Kitas sind für Eltern teuer. Nicht etwa, weil die Betreuungspersonen tolle Löhne beziehen – mehrheitlich ist das Gegenteil der Fall. Nein, die Kitas reissen ein Loch in die Familienkasse, weil sich die öffentliche Hand in vielen Kantonen auf schmürzelige Verbilligungen für Eltern beschränkt und nur wenige Firmen sich an den Kosten der Kinderbetreuung für ihre Mitarbeitenden beteiligen. Im europäischen Vergleich sieht die Schweiz in dieser Frage richtig alt aus (siehe dazu den Text unten über die Kita-Initiative).
Die Credit Suisse hat 2021 die Kita-Kosten schweizweit erhoben. Danach schwanken die Tarife für die Tagesbetreuung eines Kindes je nach Ort zwischen 80 und 130 Franken. Kanton und/oder Wohnort beteiligen sich zwar abhängig vom elterlichen Einkommen an den Kosten. Die Berechnungsarten und die Höhe der maximalen Beteiligung unterscheiden sich von Kanton zu Kanton und teilweise von Ort zu Ort. Kostet ein Kita-Tag in der Stadt Bern für Eltern, welche die maximale Verbilligung zugute haben, rund 10 Franken, sind es in Schwyz über 80 Franken. Erkundigen Sie sich bei Ihrer Wohngemeinde nach dem dort geltenden Subventionsmodell und den Bedingungen, die Sie erfüllen müssen, um eine Verbilligung zu erhalten.
WIE WÄHLE ICH EINE KITA AUS?
Beginnen Sie früh mit der Suche – am besten schon während der Schwangerschaft. Machen Sie sich zunächst ein Bild über das Angebot in Ihrer Nähe. Nützliche Portale dafür sind kibesuisse.ch, kinderbetreuung-schweiz.ch und kinderkrippen-online.ch. Auch die Anfrage bei der Wohngemeinde lohnt sich – dabei klären Sie gleichzeitig die Kostenbeteiligung (siehe oben). Können Sie unter mehreren Kitas auswählen, achten Sie auf diese Kriterien: Lage und Erreichbarkeit, Öffnungszeiten, Kosten, Ausbildungsstand der Mitarbeitenden, Betreuungsschlüssel (Anzahl Kinder pro Fachperson), Einrichtung und Räumlichkeiten. Schauen Sie sich auch das pädagogische Konzept der Kita an und vergleichen Sie seine Ziele mit Ihren eigenen: Stimmen sie gut überein?
Die meisten dieser Punkte können Sie mit einem Besuch auf der Website bereits klären. Und schliesslich besuchen Sie die Kitas, die in Frage kommen, und machen sich vor Ort ein Bild. Finden Sie die Atmosphäre angenehm? Spüren Sie, dass Ihr Kind hier in guter Obhut wäre? Im Gespräch mit der Kita-Leitung wird man Ihnen auch sagen können, wie das Anmeldeverfahren abläuft. Denn auch die administrativen Abläufe sind von Ort zu Ort verschieden.
Die Alternative: Tagesfamilie
Aufenthalt im familiären Rahmen, eine feste Bezugsperson statt wechselnder Betreuungspersonen, tiefere Kosten – das sind einige Gründe, weshalb die Tagesfamilie eine prüfenswerte Alternative zur Kita sein kann. Meist sind Tageseltern in einem Verein organisiert und werden über diesen vermittelt und entlöhnt. Üblich sind Stundensätze um die 8 Franken. Auch bei Tagesfamilien beteiligt sich der Staat je nach Kanton und Gemeinde an den Kosten. Basisinfos: rebrand.ly/tagesfamilie
Kita-Initiative: Jetzt unterschreiben!
In unseren Nachbarländern ist die vorschulische Kinderbetreuung genau wie die Schule Aufgabe der öffentlichen Hand. Geben die OECD-Länder im Durchschnitt 0,8 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung (BIP) für die Altersgruppe 0 bis 3 Jahre aus, sind es in der Schweiz gerade mal 0,1 Prozent. Denn sie beschränkt sich bisher auf die Anschubfinanzierung für die Schaffung neuer Kita-Plätze durch den Bund (das Programm läuft 2023 aus) und auf Zuschüsse für Familien, die jeder Kanton oder sogar jeder Ort nach eigenem Gusto bemessen kann. Für die Familien resultiert daraus ein knappes Angebot an Plätzen und meist eine hohe finanzielle Belastung.
MAXIMAL 10 PROZENT. Ein überparteiliches Komitee hat deshalb im März die Kita-Initiative lanciert. Sie will, dass in der ganzen Schweiz ein ausreichendes Angebot an Kinderbetreuungsplätzen geschaffen wird. Mit guten Löhnen und Arbeitsbedingungen, die der Verantwortung des Betreuungspersonals entsprechen. Und die Eltern sollen maximal 10 Prozent ihres Einkommens für die Betreuung ihrer Kinder zahlen.
GLEICHSTELLUNGSFRAGE. Gute und bezahlbare Kinderbetreuung ist wichtig für die Gleichstellung, weil sie einen Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf leistet. Die Initiative entlastet zudem das Budget von Eltern mit tiefen und mittleren Einkommen und verbessert die Arbeitsbedingungen der Kita-Fachpersonen. Bezahlbare Kinderbetreuung in der ganzen Schweiz – es ist höchste Zeit dafür! Hier geht’s zur Unterschrift: rebrand.ly/kitainitiative.