David Gallusser ist Ökonom beim Schweizerischen Gewerkschaftsbund (SGB).
In vielen Bereichen steigen die Preise. Die Erholung von der Pandemie hat die Nachfrage nach Waren stärker ansteigen lassen als das Angebot. Das hat den Unternehmen erlaubt, die Preise zu erhöhen. Chinas strikte Covid-Politik und der russische Angriff auf die Ukraine verschärfen die Situation weiter. Die Teuerung bekommen nicht nur wir Konsumentinnen und Konsumenten zu spüren, sondern auch die Unternehmen. Sie müssen für Vorleistungen tiefer in die Tasche greifen.
Das zeigt sich besonders auf dem Bau. Die Preise vieler Baumaterialien sind im Vergleich zu vor der Pandemie sprunghaft angestiegen. So muss man für Kunststoffrohre und Bitumen rund ein Drittel mehr bezahlen. Stahl ist sogar mehr als doppelt so teuer.
(Quelle: Berechnung SGB mit Daten BFS (PPI, BPI) und SBV (LMV-Löhne))
MEHR AUFTRÄGE. Insgesamt müssen die Baumeister im Hochbau 21 Prozent mehr fürs Material aufwenden. Und dennoch: Die grosse Mehrheit der Bauunternehmen beurteilt das Geschäft positiv. Die Baumeister können nämlich die höheren Kosten weitgehend auf ihre Kundinnen und Kunden abwälzen. So sind parallel zu den Materialkosten auch die Preise fürs Bauen in die Höhe geschnellt – zumindest bis zur letzten Beobachtung im Herbst 2021. Den Aufträgen und Umsätzen hat das bisher nicht geschadet. Sie sind im vergangenen Jahr kräftig gestiegen.
Mehr Gewinn. Die Macht der Baufirmen, bei höheren Kosten höhere Preise zu verlangen, ist nicht neu. Bereits in der Vergangenheit sind die Baupreise im Gleichschritt mit den Materialpreisen und Löhnen gestiegen (siehe Grafik). Die Baumeister finanzieren also nicht nur höhere Einkaufspreise, sondern auch höhere Personalkosten, indem sie ihren Kundinnen und Kunden mehr in Rechnung stellen. Das bedeutet zugleich, dass bessere Löhne die Gewinne der Firmen in der Regel nicht verschlechtern. Im Gegenteil: Wenn die Bauleute wie in den letzten Jahren produktiver werden und pro Kopf mehr erarbeiten, erzielen die Baumeister sogar höhere Gewinne. Angesichts der soliden Baukonjunktur dürfte das so bleiben. Das sind gute Voraussetzungen für die Verhandlungen des Landesmantelvertrags (LMV): Höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen auf dem Bau sind finanzierbar.