Bunt und laut, kämpferisch und erfolgreich: Die Forderung «Lohngleichheit subito» hat enormen Rückenwind.
Pretty in Pink An die hundert Frauen versammelten sich zum Jahrestag des Frauenstreiks auf dem Berner Bundesplatz. (Foto: Peter Mosimann)
An die hundert Frauen und etliche Männer forderten am 14. Juni auf dem Bundesplatz, dass die Lohngleichheit subito umgesetzt werde. Denn nach wie vor erhalten Frauen in der Schweiz für die gleiche Arbeit 20 Prozent weniger Lohn als Männer. Mit einer Subito- Rabattkartenaktion in verschiedenen Städten der Schweiz machte die Unia auf die schreiende Ungerechtigkeit aufmerksam und warb für ihre Subito-Initiative zur Lohngleichheit.
«Der Zuspruch für die kantonale Subito-Initiative ist enorm.»
Noch während auf dem Bundesplatz mit pinkigen Fahnen und einer Frauenband gefeiert wurde, kam ein SMS aus dem Jura: «40 Prozent der Unterschriften sind schon beisammen!» Die Unia Transjurane hatte nämlich am Mittag zum 26. Jahrestag des Frauenstreiks eine kantonale Gleichstellungsinitiative lanciert – mit durchschlagendem Erfolg! Unia-Präsidentin Vania Alleva, die bei der Vorstellung der Initiative im Jura dabei war und beim Sammelstart geholfen hatte, ist überwältigt: «Wow! Der Zuspruch war schon am Mittag enorm. Aber 40 Prozent in einem Tag, sensationell!»
Vania Alleva, Unia-Präsidentin
Und dann erklärt die Unia-Chefin work die Hintergründe, wie es nun weitergeht im Kampf gegen den Lohnklau an den Frauen.
work: Die Unia Transjurane hat jetzt eine kantonale Subito-Initiative lanciert. Warum denn das?
Vania Alleva: Im Jura beträgt der Lohnunterschied zwischen Männern und Frauen bei gleicher Arbeit durchschnittlich 23 Prozent – noch mehr als der Schweizer Durchschnitt! Es ist darum sinnvoll, wenn wir dort besonders Druck machen.
Die Gleichstellungsinitiative der Unia Transjurane ist allgemein formuliert, sie enthält keine konkreten Forderungen zur effektiven Umsetzung. Würde es nicht viel mehr bringen, die Lohnkontrollen in den Firmen zu verstärken?
Die Initiative verlangt, dass das Parlament ein Gesetz erlässt, welches das nationale Gleichstellungsgesetz präzisiert. Das heisst, dass das jurassische Parlament genauere Bestimmungen zu Lohnkontrollen in den Betrieben, ihre sozialpartnerschaftliche Überprüfung und die Anpassung der Frauenlöhne in diesem Gesetz regeln kann. Damit können verbindliche Massnahmen verankert werden. Dabei ist besonders wichtig, dass bei Nichteinhaltung Sanktionen greifen, saftige Bussen oder drohende Klage vor Gericht. Der Jura macht vor, was wir auf nationaler Ebene wollen.
In der Schweiz beträgt die durchschnittliche Lohndifferenz 20 Prozent. Darauf haben die Unia-Frauen mit einer Subito- Rabattkarte aufmerksam gemacht. Wie waren die Reaktionen?
Durchweg positiv: Die Forderung nach Lohngleichheit ist inzwischen eine Selbstverständlichkeit, und es gilt zunehmend als Skandal, dass weder Politik noch Wirtschaft für eine effektive Verbesserung sorgen. Der Schweizer Gewerkschaftsbund prüft darum eine nationale Subito-Initiative, ein offensives Projekt, das die umfassende Gleichstellung von Frauen und Männern im Erwerbsleben durchsetzen soll.
Derweil lässt sich der Bundesrat Zeit mit seiner Botschaft zum Gleichstellungsgesetz, gemäss dem Unternehmen ab 50 Personen die Männer- und Frauenlöhne analysieren müssten. Dabei sind bei Lohnungleichheit aber keine Konsequenzen vorgesehen …
Eine Pflicht zur regelmässigen Lohnüberprüfung ist zwar sinnvoll, muss aber auch für kleinere Firmen gelten. Vor allem braucht es aber Sanktionen, sonst greift die Vorschrift nicht. Leider ist auch der neueste Nachbesserungsvorschlag des Bundesrats zahnlos. Umso skandalöser ist es, dass der Arbeitgeberverband auch gegen diese unverbindliche Massnahme wieder Fundamentalwiderstand angekündigt hat und sich mit Händen und Füssen dagegen wehrt, den Frauen gerechte Löhne zu zahlen.