Hallo, Leute, Strommangellage! Warum es nervt, dass wir Konsumentinnen und Konsumenten wieder mal die Welt retten sollen. Warum der Vorsatz, Strom zu sparen, aber doch nicht so schlecht ist. Und wie das ziemlich schmerzfrei funktioniert.
SAUTEUER: Auf nächstes Jahr werden die Strompreise für viele Haushalte steigen. Besser, man senkt jetzt den Verbrauch, wo’s geht. (FOTO: GETTY)
Ein Deckel auf der Pfanne wirkt wahre Sparwunder.
Als ob wir nicht schon genug damit zu tun hätten, den Arbeitsalltag zu meistern, das soziale Leben in der Balance zu halten und unsere Ausgaben so im Griff zu haben, dass wir mit unserem Lohn jeden Monat über die Runden kommen. Nein, wir alle sollen auch immerzu helfen, die Welt zu retten. Die Klimawende verhindern. Das Foodwaste reduzieren. Die Vielfalt der Arten schützen. Und uns – ab diesem Jahr neu im Programm – der sogenannten Strommangellage entgegenstemmen. Mit geringer Aussicht darauf, dass sich das Stemmen für uns auszahlt. Denn so oder so werden die Strompreise vielerorts teils massiv steigen (siehe auch work vom 19. August, rebrand.ly/teuerungjetzt). Niemand kann es übelnehmen, wenn Ihnen das stinkt. Handkehrum kann man das Ganze auch anders sehen.
Erstens: Wir haben bisher Strom verbraucht, als stünde er unlimitiert zur Verfügung. Im Vergleich mit anderen Lebenshaltungskosten ist er heute so billig, dass kaum jemand sagen kann, was eine Kilowattstunde kostet. Derzeit sind es in Schweizer Privathaushalten im Durchschnitt gut 21 Rappen, im Vierpersonenhaushalt kommen Kosten von etwa 800 Franken im Jahr zusammen. Um ein Mittelklasseauto 15 000 Kilometer im Jahr zu bewegen, gibt man für Treibstoff das Dreifache aus.
Zweitens: Je ungezügelter wir alle Strom verbrauchen, umso höher werden in Zeiten eines knapperen Angebots die Profite der Krisengewinnler sein – der Energieproduzenten, der Verarbeiter, der Händler. Es hat also schon etwas für sich, Strom zu sparen. Aber möglichst ohne Komfortverzicht. Und das geht so:
KOCHEN UND KÜHLEN (27,5 Prozent des Stromverbrauchs im vierköpfigen Haushalt). Wärme oder Kälte zu erzeugen benötigt besonders viel Strom. Darum ist hier das Sparpotential am grössten. Wenn Sie kleine Mengen kochen, wählen Sie kleine Pfannen. Achten Sie darauf, dass die Pfanne nicht kleiner ist als die Herdplatte. Verwenden Sie wenn möglich den Dampfkochtopf. Und legen Sie immer den Deckel drauf – um 500 Gramm Gschwellti zu machen, benötigen Sie bei geschlossener Pfanne viermal weniger Strom. Und wie sich Eier energieeffizient kochen lassen, hat alt Bundesrat Adolf Ogi der Nation ja schon 1988 vorgemacht (ab 1:03min):
Befolgen Sie Rezepte nicht, die ein Vorheizen des Backofens verlangen. Stattdessen Backgut einschieben, Ofen auf die gewünschte Temperatur einstellen und zur Backzeit etwas zugeben – das ist immer noch sparsamer als das Vorheizen des leeren Ofens. Und: Hat Ihr Backofen die Umluftfunktion, nutzen Sie sie. Die Temperatur kann damit etwa 20 Grad tiefer eingestellt werden, und um ähnlich viele Prozente sinkt der Stromverbrauch.
Ein paar Tipps zum Kühlschrank: Stellen Sie die Temperatur nicht tiefer als nötig ein. 7 Grad reichen. Lassen Sie warme Speisereste immer erst abkühlen, bevor Sie sie in den Schrank stellen. Nehmen Sie gefrorene Lebensmittel vor der Verwendung beizeiten aus dem Gefrierfach und legen Sie sie zum Auftauen in den Kühlschrank. Kontrollieren Sie das Gefrierfach regelmässig: Eine Vereisung von nur schon fünf Millimetern erhöht den Stromverbrauch des Kühlschranks um rund 30 Prozent. Kühlen Sie weniger empfindliche Lebensmittel in Kälteperioden auf dem Balkon statt im Kühlschrank.
WORKTIPP: NIEDERTARIF NUTZEN
Schauen Sie auf der letzten Stromrechnung nach, ob Ihre Stromversorgerin zwischen Hoch- und Niedertarif unterscheidet. Niedertarif ist günstiger und gilt in der Nacht und an Wochenenden, weil zu diesen Zeiten die Stromnachfrage insgesamt niedriger ist. Verlegen Sie das Waschen und Geschirrwaschen auf die Niedertarifzeiten. Die meisten Geräte haben dafür eine Zeitschaltuhr. Das spart nicht Strom, aber Ihr Geld.
WASCHEN (20 Prozent). Vergessen Sie Kochwäsche! Mit modernen Waschmaschinen ist sie in den seltensten Fällen nötig. Für normal verschmutzte Buntwäsche genügen in der Regel 30 Grad, für weisse Wäsche 40 Grad. Eine 40-Grad-Wäsche braucht im Vergleich zum 60-Grad-Programm nur etwas mehr als die Hälfte Strom. Auch Vorwaschen ist nur bei stark verschmutzter Wäsche nötig. Ausserdem: Waschen Sie erst, wenn Sie die Trommel füllen können. Und verwenden Sie den Tumbler so selten wie möglich – er braucht deutlich mehr Strom als die Waschmaschine.
LICHT (20 Prozent). Verwenden Sie im Haushalt noch alte Leuchten mit Glühbirnen oder Halogenleuchtmitteln? In vielen Lampen – auch in alten – lassen sich diese Stromfresser gegen energiesparsame LED-Leuchtmittel austauschen. Die sind zwar in der Anschaffung teurer, halten aber bis zu achtmal länger als Halogenlampen und verbrauchen fünf- bis sechsmal weniger Strom.
HAUSHALTGERÄTE (17,5 Prozent). Staubsauger, Glätteisen und Haarföhn werden meist mit geringen Betriebszeiten genutzt, und die heute neu erhältlichen Produkte unterscheiden sich in der Energieeffizienz nicht gross. Sparen können Sie trotzdem: Wenn Sie beim Staubsaugen oder Glätten auf zügiges Arbeiten achten, hilft das am ehesten, Strom zu sparen. Das sind nämlich die beiden grössten Stromfresser in dieser Gruppe.
ELEKTRONIK (15 Prozent). Unterhaltung und Information – wer wollte darauf verzichten? Jedoch verfügen viele Geräte der Unterhaltungselektronik (Radio/TV, Set-Top-Boxen) und der Kommunikation (Router, Drucker, PC) über eine Standby-Schaltung: Um allzeit schnell bereit zu sein, sind sie nie vollständig vom Netz getrennt – und verbraten dabei zwar kleine Mengen Energie, das aber rund um die Uhr. Was sich übers Jahr zu grösseren Mengen läppert. Ist Ihre Stereoanlage ständig am Netz, davon 22 Stunden pro Tag unbenutzt im Standby-Modus, summiert sich das bei 10 Watt Verbrauch pro Stunde doch zu 80 Kilowattstunden im Jahr – macht je nach Strompreis um die 20 Franken unnötige Kosten.
Schalten Sie deshalb sämtliche Geräte, die nicht unbedingt standby bleiben müssen, konsequent ab, wenn Sie sie nicht gebrauchen. Am besten geht das mit geschalteten Steckdosen oder mit Steckerleisten, die einen Kippschalter haben.
Auf energybox.ch können Sie Ihren Standby-Verbrauch überschlagsmässig berechnen und auch das Stromsparpotential Ihres gesamten Haushalts ausloten lassen.
IN DER MIETWOHNUNGSPAREN HAT GRENZEN
Wer zur Miete wohnt, kann vieles, was den Energieverbrauch beeinflusst, nicht selbst bestimmen. Wie effizient geheizt und das Warmwasser aufbereitet wird, bestimmt ebenso die Vermieterschaft wie den Typ und die Marke der Geräte zum Kochen und Waschen. Solange ein alter Herd mit schlechter Energieeffizienz funktioniert, müssen Sie mit ihm auskommen. Mehr als anregen können Sie den Wechsel auf energiesparsamere Geräte nicht.
KOSTEN SPAREN. Auch in der Mietwohnung lohnt es sich aber, beim Heizen und beim Warmwasserverbrauch Mass zu halten. In allen Mehrfamilienhäusern ab Baujahr 1992 mit mehr als 5 Bezügerinnen und Bezügern und in seither sanierten Gebäuden muss die Abrechnung der Heiz- und Warmwasserkosten für die einzelne Wohnung verbrauchsabhängig erstellt werden. Mit dem Senken Ihrer Wohnungstemperatur und der Reduktion des Warmwasserverbrauchs können Sie in diesen Fällen also Energiekosten sparen.
20 GRAD. Umgekehrt haben Sie aber ein Recht darauf, dass Ihre Vermieterin jederzeit für eine ausreichende Wohnungs- und Warmwassertemperatur sorgt. Gelingt es nicht, die Wohnräume tagsüber von 7 bis 23 Uhr auf mindestens 20 bis 21 Grad zu erwärmen, stellt das mietrechtlich einen Mangel dar, dessen Beseitigung Sie möglichst unverzüglich verlangen sollten. Verbessert sich die Situation danach nicht, können Sie die Hinterlegung des Mietzinses oder den Gang zur Schlichtungsbehörde androhen. (jk)