Eine neue Heizung anschaffen? Oder besser isolieren? Saskia Frey-von Gunten (41) gibt gerne Antwort. Die Leiterin der Energieberatungsstelle Bern-Mittelland und ihr Team sind momentan sehr gefragt.
SASKIA FREY-VON GUNTEN (41) findet zwischen Keller und Estrich das Energie-Potential (Foto: Matthias Luggen)
Nur ein Grad. Das klingt machbar. Energieberaterin Saskia Frey-von Gunten erklärt: «Wer die Innentemperatur um ein Grad senkt, spart sechs bis sieben Prozent an Energiekosten ein.» Das ist ein Tipp, den sie ihrer Kundschaft oft mitgibt. Seit Januar leitet Frey-von Gunten die öffentliche Energieberatungsstelle Bern-Mittelland – ein Angebot der Regionalkonferenz Bern-Mittelland (RKBM) im Auftrag des Kantons. Privatpersonen, Gemeinden und KMU können Fragen stellen rund um Heizsysteme, Photovoltaikanlagen und Isolierungen. Auskünfte per Telefon und E-Mail sind gratis, eine Vor-Ort-Beratung kostet für Einfamilienhäuser hundert Franken. Rund 1200 Termine hat die Beratungsstelle dieses Jahr bereits wahrgenommen. Tendenz steigend, wie Saskia Frey-von Gunten bei einem Kaffee bei sich zu Hause erzählt. «Die Energiewende ist im Bewusstsein der Leute angekommen. Sie wollen wirklich etwas verändern – und Geld sparen.»
work-Serie: Sie schaffen die Energiewende
Teures Gas, knapper Strom und eine Klimakrise, die sich immer deutlicher zeigt: Das Thema Energie bewegt die Schweiz wie schon lange nicht mehr. work richtet dabei den Blick auf die Büezerinnen und Büezer, die bereits jetzt an der Energiewende arbeiten. Alle Teile der «worktag»-Serie gibt es zum Nachlesen unter: workzeitung.ch/worktag
WECKRUF WELTREISE. Etwas bewirken: Das will auch Saskia Frey-von Gunten. Für Umweltfragen begann sie sich während einer Weltreise zu interessieren, die sie nach dem Abschluss in Betriebswirtschaft an der Fachhochschule unternommen hatte. «In Australien war damals die Dürre gerade ein grosses Thema, und ich habe mit eigenen Augen gesehen, was der Klimawandel anrichten kann. Das hat mich geprägt.» So machte sie nach der Rückkehr den Master in Umwelttechnik und -management und nahm eine Stelle im Stab des Bundesamtes für Umwelt an. Heute ist Frey-von Gunten bei einem Planungsbüro für Energie- und Gebäudetechnik tätig. Die Arbeit als Energieberaterin macht rund 30 Prozent ihres Pensums aus, insgesamt arbeitet die dreifache Mutter 55 Prozent. Bei der Energieberatung leitet sie ein Team von sieben Mitarbeitern, alles Männer, alle kommen aus einem technischen Beruf und haben eine Weiterbildung als Energieberater absolviert. Dass sie die einzige Frau im Team ist, «das war gar nie ein Thema».
«Energieberaterin zu sein ist mein Traumberuf», sagt Saskia Frey-von Gunten. «Eine sinnstiftende Tätigkeit, mit der ich konkret etwas zur Energiewende beitragen kann.» Fundiertes Wissen über beide Teile eines Gebäudes, also über die Gebäudehülle und die Gebäudetechnik, seien wichtig: «Wir beraten im Sinne einer Gesamtstrategie und fokussieren nicht nur zum Beispiel auf die Heizung, sondern darauf, das ganze Haus energietechnisch zu optimieren.» Neben Fachwissen seien Einfühlungsvermögen und kommunikative Fähigkeiten gefragt. Man dürfe niemanden überrumpeln oder tadeln und müsse auf das jeweilige Budget Rücksicht nehmen. Als Mandatierte der RKBM seien sie zudem dazu verpflichtet, neutral zu bleiben: «Wir empfehlen grundsätzlich keine Handwerker. Wir machen eine Bestandesaufnahme. Die konkrete Planung und Umsetzung übernimmt das von der Kundschaft gewählte Unternehmen.»
PRAKTISCHE TIPPS. Eine wichtige Grundlage jeder Beratung ist die Energiekennzahl. Diese gibt an, wie viel Energie ein Gebäude verbraucht. Idealerweise liegt diese Zahl unter 100 Kilowattstunden pro Quadratmeter. «Die meisten Häuser in der Schweiz haben eine Energiekennzahl von ungefähr 120 bis 150, der Verbrauch ist also in der Regel zu hoch.» Zudem klärt die Beraterin vorgängig diverse Punkte ab, etwa, ob an der Wohnadresse eine Erdsonde gebohrt werden darf oder wie viel Strom eine Photovoltaikanlage etwa produzieren würde. Bei den Terminen vor Ort geht man zusammen durchs Haus, klärt Fragen, bespricht Möglichkeiten. Lässt sich der hohe Energieverbrauch nicht nur über die Gebäudehülle erklären, gibt es konkrete Tipps für den Alltag: die eingangs erwähnte «1-Grad-Regel» zum Beispiel oder jenen, niemals Kippfenster offen zu lassen. Auch über finanzielle Vorteile wird informiert: Wer in seinem Haus eine Gesamtstrategie verfolgt, profitiert in der Schweiz von diversen Fördergeldern. Wer zusammen mit der Gebäudetechnik auch noch die Gebäudehülle verbessert, bekommt im Kanton Bern oft deutlich mehr Fördergelder. Nach der Beratung erhalten die Kundinnen und Kunden einen zusammenfassenden Bericht.
HOCH AN DIE DECKE. Und wie vorbildlich ist die Energieberaterin privat? «Wir haben eine Wärmepumpe im Haus, haben den Estrich gedämmt und die Eingangstüren erneuert. Die zwei noch alten Fenster lassen wir im Frühling ersetzen. Und dann kommt noch die Kellerdecke dran, sobald wir wieder etwas mehr Zeit haben», sagt Saskia Frey-von Gunten. Das Dämmmaterial ist gekauft. Nur hoch an die Decke muss es noch.
Saskia Frey-von Gunten Energie tanken im Sport
Saskia Frey-von Gunten wuchs in Biel auf und lebt seit 2020 mit ihrem Mann in Wangen bei Olten. Sie hat eine sieben-jährige Tochter und fünfjährige Zwillinge, ebenfalls Mädchen. In ihrer Freizeit tankt die 41jährige gerne Energie an der frischen Luft, beim Spazieren oder Joggen. Generell lasse sich ihr Job gut mit Kindern vereinbaren, weil sie sehr flexibel sei und auch teilweise im Homeoffice arbeiten könne.
EXPERTISE. Nach ihrem Studium bildete sich Saskia Frey-von Gunten zur Energieberaterin weiter: Sie hat berufsbegleitend eine Weiterbildung in Energieberatung absolviert und ist zertifizierte GEAK-Expertin (Gebäudeenergieausweis der Kantone).
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