Die Produktivität pro geleistete Arbeitsstunde wächst derzeit steil an. Und sie muss und wird weiterwachsen. Damit wir alle besser leben. Was wir jetzt dringend brauchen, sind ebenso steigende Reallöhne. Und vielleicht auch die Hilfe von Robotern.
SCHÖNE NEUE WELT? Roboter legen vollautomatisch Handtücher zusammen. (Foto: PD)
Die Schweiz gehört zu den Ländern mit hohen Lebenskosten, deshalb hat sie im Vergleich zu anderen Ländern auch hohe Löhne. Diese müssen nun weiter real steigen, weil sonst die hohen Schweizer Lebenskosten unsere Kaufkraft auffressen. Vier Projekte sind für die Linken und die Gewerkschaften zentral:
Erstens sollte niemand mehr als 10 Prozent des Netto-Haushalteinkommens für Krankenkassenprämien aufwenden müssen.
Zweitens müssen Städte und Gemeinden endlich den günstigen und sozialen Wohnungsbau effizient fördern. So, wie das Wien seit gut hundert Jahren macht.
Drittens braucht es eine 13. AHV-Rente, um die Verluste in der zweiten Säule etwas zu kompensieren.
Und viertens brauchen wir steigende reale Einkommen, die sich am Wachstum der Produktivität orientieren. Und einen flächendeckenden Mindestlohn von 25 Franken. Dies auch als flankierende Massnahme, wenn wir nächstens ein «Rahmenabkommen 2.0» unterzeichnen werden und müssen.
PRODUKTIVITÄT WÄCHST. Eine Frage steht im Raum: Wächst die Produktivität in der Schweiz schnell genug? Es gibt zwei Sichtweisen: das Wachstum der Produktivität pro Einwohnerin oder Einwohner oder das Wachstum der Produktivität pro geleistete Arbeitsstunde.
Es kommt nur auf die Produktivität pro Arbeitsstunde an. Und diese steigt derzeit relativ steil an. Dies wegen folgender Faktoren:
Vorzeitige Pensionierung: Wir werden alle älter als die Generationen vor uns. Und alle, die es sich leisten können, gehen vor Erreichen des 65. Altersjahrs in Pension.
Teilzeitarbeit: Vor allem die Frauen arbeiten in der Schweiz Teilzeit, weil immer noch sie es sind, die sich um die unbezahlte Care-Arbeit kümmern. Und viele von ihnen möchten mehr Erwerbsarbeit leisten. Das ist das eine. Das andere: Immer mehr Männer und Frauen, die es sich leisten können, reduzieren ihr Pensum im Job und arbeiten ebenfalls Teilzeit. Die 32-Stunden-Woche erobert schleichend die Schweiz, aber auf Kosten der Lohnabhängigen, wie SGB-Chefökonom Daniel Lampart zeigt.
Damit vorzeitige Pension und Teilzeit kein Privileg der Besserverdienenden bleibt, braucht es massiv höhere Mindestlöhne, die ihrerseits die Produktivität erhöhen.
Und dies mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) und Robotern (warum redet eigentlich niemand von Roboterinnen?). Auch sie tragen zur Produktivitätssteigerung bei und versprechen uns eine Rosa Zukunft.
Der Motor: Höhere reale Löhne bewegen die Unternehmen zu Investitionen.
SCHLAUE KI. Drei Entwicklungen regen – neben andern – zum Nachdenken an:
In professionellen Wäschereien ist es oft unnötigerweise feucht und heiss. Wäsche zu falten ist so oder anders eine Plackerei. Das bayrische Start-up Sewts bringt eine «Zusammentrag»-Roboterin auf den Markt. Sie kostet noch 220 000 Franken. Das US-Robotik-Unternehmen Boston Dynamics bringt nach roboterisierten Hunden und Maultieren nächstens offenbar den «Handlanger Atlas» auf den Markt. Dies im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Und der US-Softwareentwickler Microsoft investiert Milliarden in die Software ChatGPT. Diese kann mit Hilfe von künstlicher Intelligenz unter anderem Texte verstehen, verfassen und zusammenfassen. Jeden Tag erscheinen Zeitungsartikel, die diese KI-Software loben, kritisieren und ihre Grenzen aufzeigen. Neu schreibt die künstliche Intelligenz selbständig oft gar nicht so besoffene Texte in vielen Sprachen.
Links zum Thema:
- rebrand.ly/robo-hilfe Spannender Bericht über die (von Männern entwickelten) Wäsche-Roboterinnen.
- rebrand.ly/robo-mensch Alle technisch Interessierten sollten sich dieses Video anschauen. Eines gar nicht so fernen Tages werden diese Roboter vielleicht solare Freiflächenanlagen in den Alpen installieren.
- rebrand.ly/robo-chat Ist ChatGPT ein Quatsch, wie der deutsche Blogger Sascha Lobo schreibt? Oder droht Google bald der Untergang? Tipp: Geben Sie mal das Stichwort «Frauenstreik 2023» ein, sobald die Website nicht mehr wegen Überlastung down ist.