Rosa Zukunft ‒ Technik, Umwelt, Politik
Solartreibstoff: Rettet ein ETH-Start-up die Verbrennerautos?

Die EU will ab 2035 neue Autos verbieten, die Diesel und Benzin verbrennen. Dies im Gegensatz zu China und den USA. Und auch die einst umweltfreundlichere Schweiz hinkt einmal mehr hinterher. Dabei zeigen die Trends: Die Verbrenner könnten vielleicht bald überholt sein.

SONNE ZU TREIBSTOFF. Zig Spiegel-Panels reflektieren in der Testablage in Jülich (D) Sonnenlicht an einen Solarempfänger am Turm. Dieser erzeugt die nötige Hitze zur Kerosin-Produktion. (Foto: Synhelion)

Es scheint, dass sich zurzeit viele Dinge gleichzeitig bewegen. Zumindest wenn wir den Ankündigungen glauben wollen.

Trend 1: Verbrenner weg. Die lange Zeit verteufelte EU will ab 2035 den Verkauf neuer Verbrennerautos verbieten. Die FDP in Deutschland versucht dies zu verhindern. Porsche-Fahrer und Parteichef Christian Lindner möchte auch nach 2035 noch einen neuen Porsche 911 mit Verbrennungsmotor kaufen und fahren dürfen. Wenn dieser mit dem synthetischen Kraftstoff E-Fuel betankt werde. Das Problem: Man muss 100 Kilowattstunden Strom produzieren, um 13 Kilowattstunden Gummiabrieb auf den Asphalt zu bringen. Ein Wahnsinn, den sich nur Reiche werden leisten können.

Trend 2: Verbrenner vielleicht doch nicht weg. Synhelion ist ein Schweizer Start-up. Ein Kind der ETH Zürich. Am Unternehmen beteiligt ist neben anderen auch die Fluggesellschaft Lufthansa, die Mutter der Swiss. Die Synthelion-Forscherinnen und -Forscher wollen mit der Kraft der Sonne direkt synthetische Kraftstoffe produzieren. Dieses Jahr soll in der deutschen Stadt Jülich eine Testanlage in Betrieb gehen. Ende 2026 ein grösserer Brummer in Spanien. 2030 sollen so 875 Millionen Liter synthetisches Kerosin, Benzin und Diesel produziert werden. Das macht 100 Liter pro Nase in der Schweiz. Und das zu einem Preis von 1 Franken pro Liter. Kleine Menge, aber vertretbarer Preis.

Trend 3: Pro Kilo Batterie 1,2 Kilowattstunden Strom speichern. Viele glauben, dass sich auch in der Luftfahrt auf kurze und mittlere Distanzen batteriegetriebene Maschinen durchsetzen werden. Das grosse Pro­blem: Batterien können pro Kilo bisher zu wenig Wattstunden Strom speichern. Amerikanische Forscher aus Illinois vermelden nun, dass sie eine Feststoffbatterie mit einer Speicherkapazität von 1200 Wattstunden pro Kilo ent­wickelt hätten. Noch sei die Lebensdauer ein Problem, das noch zu lösen sei. Was bedeutet das für Ottilia Normalverbraucherin? Eine 120-Kilowattstunden-Batterie, mit der ein elek­trischer Mittelklassewagen ohne nachzutanken 800 Kilometer weit fahren kann, würde nur mehr 100 Kilo wiegen.

Trend 4: Elon Musk und die Wärmepumpen. Man müsste Luft-Wasser-Wärmepumpen samt Steuerungen so effizient pro­duzieren wie Waschmaschinen oder Autos. Sie wären fünf- bis zehnmal billiger als heute. Und würden sich in Kombination mit Solar- und Windenergie flächendeckend durchsetzen. Hätte, hätte, Fahrradkette: Der US-Unternehmer und Mitarbeitenden-Schinder Elon Musk ist der Weltmeister in Sachen Ankündigungen. So will er 2030 zehn Millionen Autos produzieren lassen. Darunter auch einen nur 25 000 Franken teuren Tesla für Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen. Nicht genug: Er kündigt auch an, dass er vielleicht in den Markt der Luft-Wasser-Wärmepumpen einsteigen werde. Ein Elektroschock für die heutigen Hersteller. Sie müssen mit Vorteil – und das im Gegensatz zu den Autobauern – schneller sein als Elon Musk.

Keine Suppe wird so heiss gegessen wie gekocht. Das gilt auch für Ankündigungen im Bereich des technischen Fortschritts. Aber oft geht es plötzlich schneller, als alle denken.

Links zum Thema:

  • rebrand.ly/eth-erfindung Das ist das Team (suche die Frauen!), das mit der Hitze der Sonne Benzin, Diesel und Kerosin produzieren will. Wer hat es erfunden? Die ETH.
  • rebrand.ly/100-kilo-batterie Wer etwas mehr über die 100-Kilo-Batterie wissen will, kann hier nachtanken.
  • rebrand.ly/musk-logik Die Zeitschrift «Cash» selig war einst eine spannende Wirtschaftszeitung. Vorab dank den Artikeln von Wirtschaftsjournalist Werner Vontobel. Heute ist «Cash» ein Onlineportal, das für keine grossen Wellen mehr sorgt. Es findet Musks Idee logisch und folgerichtig.

Schreibe einen Kommentar

Bitte fülle alle mit * gekennzeichneten Felder aus.