Nach der Megafusion sitzt der Schock bei den Angestellten tief. Ihre Zukunft ist ungewiss.
AN DER FRONT: Viele CS-Mitarbeitende in den unteren Chargen fürchten um ihre Stelle. (Symbolbild: Keystone)
Die Übernahme kam quasi über Nacht – auch für die 17 000 CS-Mitarbeitenden in der Schweiz. Für die meisten von ihnen ist die Verschmelzung mit der alten Konkurrentin UBS mit immensen Zukunftsängsten verbunden. Denn die neu geschaffene Monsterbank dürfte zu einem massiven Stellenabbau ausholen. Und die CS kommunizierte diesbezüglich nur sehr vage: Die UBS habe «ihre Zuversicht zum Ausdruck gebracht», dass «die Mitarbeitenden der CS» weiterbeschäftigt werden könnten. Wirkliche Zuversicht tönt jedenfalls anders. Auch für Julia Näf * (30). Die langjährige CS-Mitarbeiterin hat work ihre Sorgen anvertraut:
«Bankrettung muss auch Arbeitsplätzerettung heissen.»
«Seit über 13 Jahren arbeite ich für die Credit Suisse, bei ihr habe ich meine ersten Schritte in die Arbeitswelt gewagt, und sie hat mich nach meinem Lehrabschluss stetig gefördert. Eigentlich war ich immer ziemlich stolz, bei einer Grossbank zu arbeiten. Dass die Credit Suisse einmal gerettet werden muss, hätte ich niemals für möglich gehalten. Als ich am Montag nach der Fusion den Laptop aufklappte, hatte ich ein mulmiges Bauchgefühl. Wie geht es weiter? Was passiert mit uns Mitarbeitenden? In den verschiedenen Meetings und Info-Mails hiess es im wesentlichen: Ruhe bewahren. Uns wurde versichert, dass der Lohn am 24. März normal ausgezahlt werde. Das hat mir schon eine grosse Last abgenommen. Denn auch mein Partner arbeitet bei der CS. Ein Lohnausfall von beiden wäre fatal, Nebeneinkommen haben wir keine. Ich arbeite eher im Backoffice, Kundenkontakt habe ich selten. Doch für meine Kolleginnen und Kollegen an der Front waren die Tage nach der Übernahme streng. Wie es mit uns weitergeht, erfahren wir erst in den kommenden Wochen oder Monaten. Der Betrieb läuft normal weiter – oder besser gesagt so normal wie möglich.»
Viele der Mitarbeitenden sind eingeschüchtert, öffentlich zur Situation wollen sich die wenigsten äussern. Besonders Bankmitarbeitende mit Kundenkontakt bestätigen gegenüber work: Die Stimmung sei teilweise am Tiefpunkt – bei den Kundinnen und Kunden wie auch bei der Belegschaft. Der Schweizerische Bankpersonalverband (SBPV) sorgt sich um das Schicksal der Tausende Bankangestellten.
«NOTRECHT» AUCH FÜRS PERSONAL
SBPV-Geschäftsführerin Natalia Ferrara sagt: «Es darf nicht sein, dass die Unternehmen durch Steuergelder gesichert werden, aber die Mitarbeitenden leer ausgehen. Bankrettung muss auch Arbeitsplätzerettung heissen.» Der SBPV hat deshalb in einer Petition konkrete Forderungen aufgestellt: Der Verlust der Arbeitsplätze muss auf einem absoluten Minimum gehalten werden. Gefordert ist etwa ein Kündigungsstop bis Ende 2023 sowie ein Kündigungsschutz für alle Mitarbeitenden ab 55. Weiter verlangt der Verband: Wer eine Kündigung erhält, muss durch die UBS in der beruflichen Laufbahn unterstützt werden. Beispielsweise durch Umschulungen und Karriereberatungen. Zudem fordert der SBPV eine Verbesserung des aktuellen Sozialplans. Der SBPV seinerseits hat bereits eine ausserordentliche Taskforce aufgestellt. «Notrecht» brauche es in dieser Situation nicht nur für die Banken, sondern im übertragenen Sinne auch für das Personal, doppelt Ferrara nach. Petition jetzt unterschreiben: bankenpersonal.info/petition.
*Name geändert