Wer heute grünen Wasserstoff produzieren will, muss zuerst grünen Strom produzieren. Und dann diesen mittels Elektrolyseanlagen in Wasserstoff umwandeln. Doch jetzt verspricht uns ein Unternehmen einen bisher nicht vorstellbaren Durchbruch auf diesem Feld: Relativ umweltfreundliche Solarzellen sollen nicht mehr Strom, sondern direkt Wasserstoff produzieren.
MIT WASSER UND SONNE: Yellow SiC hat ein neues Material entwickelt, das Wasserstoff in einem kostengünstigen einstufigen Prozess ausschliesslich aus Sonnenlicht und Wasser erzeugt. (Grafik: Yellow SiC)
Viele sind der Meinung, dass der technische Fortschritt zu wenig bringe, um den Klimawandel, wenn nicht zu stoppen, so doch wirksam zu verlangsamen.
In ihrem Polit-Bestseller «Das Ende des Kapitalismus» empfiehlt uns die deutsche Journalistin und Publizistin Ulrike Herrmann, den Kriegskapitalismus Grossbritanniens als Vorbild für eine künftige, umweltverträglichere Lebensweise zu nehmen (work berichtete). Alle hätten damals weniger gehabt und seien doch glücklich gewesen, behauptet sie. Wirklich? Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde, Irrtum vorbehalten, der britische Premierminister Winston Churchill von den angeblich glücklichen Inselbewohnerinnen und -bewohnern abgewählt.
WER KÄMPFT. Heute machen die EU und Kalifornien massiv Druck und Tempo in Sachen ökologischem Umbau. Ganz im Gegensatz zur Schweiz. Und selbst China verspricht uns kleine Elektroautos mit 400 Kilometern Reichweite für weniger als 10’000 Schweizer Franken. Ist das Glas halbvoll oder halbleer? Der deutsche Dramatiker Bertolt Brecht hatte recht mit dem Satz, der von ihm stammen soll: «Wer kämpft, kann verlieren, wer nicht kämpft, hat schon verloren.» Drum: Zwei Entwicklungen wecken bei den Freundinnen und Freunden des technischen Fortschritts Vorfreuden.
Das chinesische Unternehmen CATL ist der grösste Batteriehersteller der Welt. Und es will noch dieses Jahr eine etwas umweltfreundlichere Batterie auf den Markt bringen. Sie soll pro Kilo doppelt so viele Wattstunden speichern können wie die besten bisherigen Batterien. Eine Revolution, wenn die Chinesen liefern, was sie versprechen. Auch wenn Batterien immer auch mit Ressourcenverbrauch verbunden sind.
Revolution 1: Plötzlich rücken Elektro-Flieger und Elektro-Helikopter in greifbare Nähe.
Revolution 2: Ein 40-Tonnen-Elektrolastwagen braucht pro 100 Kilometer 120 Kilowattstunden Strom. Mit einer Tonne CATL-Batterien käme er 700 Kilometer weit. Ein Dieselmotor samt 400-Liter-Tank ist schwerer. Läutet China hiermit das Ende der fossilen Lastwagen ein? Einiges spricht dafür.
Revolution 3: Elektroautos sind heute noch viel zu schwer. Der neue ID.7 von Volkswagen wird 2,2 Tonnen wiegen, weil er zu schwere Batterien mit zu viel Luxus kombiniert. Abspecken ist angesagt.
EIN TRAUM. Gehört die Zukunft dem Wasserstoff? Vielleicht ein Teil der Zukunft. Denn mit Wasserstoff können wir unter anderem CO2-freien Stahl und umweltfreundliches Aluminium produzieren.
Wer heute grünen Wasserstoff produzieren will, muss zuerst grünen Strom produzieren. Und dann diesen mittels Elektrolyseanlagen in Wasserstoff umwandeln. Jede Umwandlung bedeutet Verlust von Energie und Erhöhung der Kosten.
Jetzt verspricht uns das Berliner Start-up «Yellow SiC» einen bisher nicht vorstellbaren Durchbruch: Relativ umweltfreundliche Solarzellen sollen nicht mehr Strom, sondern direkt Wasserstoff produzieren. Dank dem Prinzip der Photokatalyse.
In zwei Jahren soll es so weit sein. Und dann sollen Frau und Mann südlich von Marrakesch die Kilowattstunde für nur 2 Rappen produzieren können.
Ein Traum, von dem wir hoffen, dass er wahr werden wird!
Links zum Thema
- elektroauto-news.net
Auf dieser Homepage des Onlineportals «Elektroauto-News» lesen wir: «Die neue Batterietechnik wurde kürzlich auf der Automesse in Schanghai vorgestellt und soll die Elektrifizierung auch ausserhalb des PKW-Sektors vorantreiben. Nach eigenen Angaben arbeitet CATL bereits mit Partnern an der Entwicklung von elektrifizierten Passagierflugzeugen, für die ein aufwendiges Standardisierungs- und Testverfahren durchgeführt werden muss. Noch in diesem Jahr soll die neue Batterie ausserdem in die Massenproduktion für die Anwendung in PKWs gehen.»
- dufour.aero
Eine super Website für nachhaltigeres Fliegen. Bisher ist für den Helikopter Aero 3 nur eine Hybridlösung vorgesehen. Neu wird es absehbar auch eine Elektrovariante geben. Hoffen wir, dass die Rettungsflugwacht Rega da Druck macht, damit wir möglichst bald aus dem hintersten Winkel der Schweiz umweltfreundlich mit 350 Sachen pro Stunde ins Unispital Zürich oder ins Berner Inselspital geflogen werden können.
- cleanthinking.de
Auf dieser Website des deutschen Cleantech-Wirtschaftsmagazins lesen wir: «Da weniger Komponenten gebraucht werden, ist die Wirtschaftlichkeit im Vergleich zur Elektrolyse überlegen: In Deutschland, also einem weniger sonnigen Land, soll die Wasserstoffherstellung per direkter Photokatalyse zu sechs Cent pro Kilowattstunde gelingen. Zum Vergleich: heutiger Elektrolyse-Wasserstoff liegt bei 16 Cent pro Kilowattstunde. In sonnigen Regionen könnten die Kosten für die Herstellung sogar auf 2 Cent pro Kilowattstunde sinken, so das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Das entspricht 0,75 bis 2,00 Dollar pro Kilogramm.»