Die Basler Ballerinen und Tänzer haben genug von miesen Löhnen. Mit einer fulminanten Aktion fordern sie ihre Chefs heraus. Diese reagieren gereizt.
PROTEST-BALLETT: Die Basler Ballerinen und Tänzer haben genug von Löhnen von oft nicht einmal 3800 Franken. Deshalb haben sie die Unia eingeschaltet. (Foto: Unia)
So hat sich der abtretende Basler Ballettdirektor Richard Wherlock seine Abschiedsvorstellung kaum vorgestellt: Nach der Premiere des Stücks «Explosiv» verneigen sich auf der Bühne 27 Tänzerinnen und Tänzer. Das Publikum applaudiert frenetisch. Doch an diesem Abend verschwindet das Ensemble nicht brav hinter dem Vorhang, sondern entrollt mitten im Jubel ein Protestbanner! «Faire Löhne fürs Basler Ballett» steht darauf. Dann ergreift Unia-Sekretärin Marie-Fee Natonek das Wort: «Sehr verehrtes Publikum», ruft sie in den Saal, «wir wollen, dass die Theaterdirektion die Forderung des Ballett-Ensembles endlich ernst nimmt.»
Plötzlich entrollten die Tänzerinnen und Tänzer ein Protestbanner.
Dann sprechen die Profis selbst. Es sind junge Leute aus der ganzen Welt. Viele begannen ihre strapaziöse Ausbildung schon im Kindesalter. Heute begeistern sie damit Basels Kulturliebhaber und -liebhaberinnen, die für eine Eintrittskarte 85 Franken springen lassen. Bei den Ballerinen kommt davon kaum was an.
Sie arbeiten befristet und mit schlechtem Kündigungsschutz. Eine von ihnen sagt: «Unsere Löhne entsprechen bloss dem kantonalen Mindestlohn und gehören zu den tiefsten am Theater.» Dann äussern sich der Reihe nach ihre Gspänli: «Seit einem Jahr versuchen wir, mit dem Management zu verhandeln.» «Ohne Erfolg, ihr Angebot war demütigend und respektlos.» «Da tanzen wir nicht mit.» «Wir sind bereit zu kämpfen.» «Deshalb haben wir die Unia mandatiert.» «Wir fordern Verhandlungen – NOW!» Das «Now» (jetzt) schreit das Team unisono in den Saal – ein wahrer Hühnerhautmoment! Das kommt an. Riesenapplaus auf den Rängen, aber rote Köpfe bei den Chefs.
KAUM 3800 FRANKEN
Diese waren schon am 10. Mai von einem Protest überrascht worden – und mussten nun geahnt haben, dass erneut eine Aktion ansteht. Denn nach der Darbietung lagen am Ausgang schon Zettel bereit: Das Theater arbeite daran, die Gagen «im Rahmen seiner Möglichkeiten» zu verbessern, hiess es da. Und: Der hauseigene Mindestlohn von 4200 Franken liege über dem Branchenüblichen. Dem widerspricht Unia-Frau Daria Frick: «Viele verdienen unter 3800 Franken, nur ein paar kommen auf über 4400.» Damit liege Basel weit unter den nationalen Referenzlöhnen. In Zürich oder Genf etwa betrage schon ein Einstiegslohn 5200 Franken. In Basel dagegen könnten nicht einmal Tänzerinnen mit 15 Berufsjahren mit solchen Gagen rechnen. Ganz anders sei dies in Genf, wo die Leistung erfahrener Tänzer mit 7000 Franken honoriert werde. So viel verlangt das Basler Ensemble nicht, aber 5300 Franken sollten es sein. Die Theaterleitung allerdings zeigte sich bislang kompromisslos und drohte gar mit Strafanzeigen. «Explosiv» wird damit nochmals explosiver.