Zum Haarölseichen!
Zugegeben, manchmal kippt die Welt ins Dunkel. Und damit ist nicht nur diese Jahreszeit gemeint, in der es morgens auf dem Weg zur Büez noch finster ist und abends auf...
«Ich habe jeweils am Montag meinen Papa-Tag. Damit kann ich meine Partnerin entlasten, damit sie mehr arbeiten kann.» Diesen haarsträubenden Satz gab Simon Wey vom Arbeitgeberverband im Schweizer Radio zum besten. Und das war nicht in den 1950ern, sondern 2023 in einem Gespräch über Teilzeitarbeit. Frau könnte diesen Satz als Arbeitgeber-Gedöns abtun, wenn er nicht gespickt wäre mit all den tief in den Köpfen verankerten alten Zöpfen in Sachen Gleichberechtigung. Angefangen beim «Papa-Tag». Was soll das denn sein? Hängt Vaterschaft vom Wochentag ab? Montags Papa, Dienstags dann leider nicht mehr? Und hat sich jemals eine Frau erdreistet, ihren Anteil an der Kinderbetreuung als Mama-Tag zu bezeichnen? Mittwochs hängt sie dann die Mutterschaft in den Schrank und nimmt das Deux-pièces hervor?
Was Frauen brauchen, sind höhrere Löhne und bessere Renten.
BELASTUNG. Und … «die Partnerin entlasten». Wovon denn, bitte schön? Eine Last abnehmen kann nur, wer selbst keine trägt. Aber wieso trägt er denn keine für das gemeinsame Kind? Die Mutter entlasten, der Hausfrau helfen: das grossspurige männliche Angebot in vielen Haushalten. Hier der starke Mann, der hilft, dort die schwache Frau, die Hilfe empfängt. Und um es an Grossspurigkeit noch zu übertreffen, sagt Wey weiter … «damit sie mehr arbeiten kann». Von Ehemanns Gnaden. Da waren wir doch auch schon mal weiter, zumindest in der Verfassung. Und dann gibt’s da ja noch die durchaus auch dem Kindeswohle dienende Institution der Kitas, die es Eltern erlaubt, gleichberechtigt erwerbstätig zu sein.
Frauen brauchen keine Hilfe. Frauen brauchen Partner, die Verantwortung übernehmen, auch im Haushalt. Dabei geht es nicht nur darum, wer die Arbeit macht. Obwohl auch hier der Hauptteil mit 52 Stunden pro Woche für Haushalt und Familie von den Frauen bewältigt wird; versus 32 Stunden bei den Männern. Es geht auch darum, wer daran denkt, dass überhaupt Arbeit ansteht. Auch hier: Den Löwinnenanteil dieser Denkarbeit, auch «Mental Load» genannt, leisten Frauen, ob mit oder ohne Kinder: Was bekommt die Schwiegermutter zum Geburtstag? Was gibt’s zum Znacht? Die Wäsche hängt noch unten … Die To-do-Liste rattert in der Endlosschlaufe im Kopf.
ENTLASTUNG. Im Haushalt ist diese «Mental Load» oft unsichtbar und wird darum kaum wertgeschätzt. In der Lohnarbeit nennt sich diese Aufgabe «Management», wird überwiegend von Männern in Führungspositionen ausgeführt, ist respektiert und gut bezahlt. Oder wie die deutsche Autorin Katja Dittrich twitterte: «Ich brauche keinen Mann, der mir im Haushalt hilft. Es reicht, wenn er seine Hälfte der Hausarbeit macht, meine Hälfte schaffe ich alleine.»
Frauen brauchen keine Hilfe. Was Frauen brauchen, sind genügend bezahlbare Kita-Plätze. Höhere Löhne, ganz besonders in typischen «Frauenberufen», und Lohngleichheit. Verkürzte Arbeitszeiten bei gleichbleibendem Lohn. Höhere Renten statt höheres Rentenalter. Schluss mit sexueller Belästigung, Diskriminierung und Rassismus.
Das alles fordern wir am 14. Juni! Gekleidet in leise Lila-Töne oder in schrilles Pink, in den Betrieben und auf den Strassen. Heraus zum Frauenstreik!