Sandra Künzi lebt und büglet in Bern. Sie mag Jassen, Schafe, Feuer und Bier. Zurzeit bereitet sie sich und uns auf den Frauenstreik vom 14. Juni 2023 vor: Ahoi!
Ich war mit Schagge am Frauenstreik. Der Demozug war so langsam wie die Gleichstellung in der Schweiz, und es war ziemli heiss, also holte ich Bier. Ich weiss schon, dass das nicht alle gern hören, aber es war genau das Richtige. Die Demo war super und nur so langsam, weil es so viele Leute hatte. Irgendwann landeten wir dann tatsächlich beim Bundeshaus. Und da sah ich etwas Erstaunliches: An der Fassade vom Bundeshaus sind fünf
Frauen und zwei Vögel. Fertig. Keine Männer. Also doch schon, aber nur drei kleine Männerköpfe. Sie sind eine Art Überbleibsel der alten Volksstämme, Alemannen, Langobarden, Burgunder und so. Nicht dass ich das gewusst hätte, aber es stand im Internet. Und diese drei Männerköpfe sind gar keine so richtigen Personen, sondern mehr so Verzierungen. Die wirklichen Personen am Bundeshaus mit Ausdruck, Kraft und so, das sind Frauen! Da fragt man sich schon, warum das mit der Gleichstellung so huere schwierig ist, wenn doch unser Land von fünf Frauen und zwei queren Vögeln dargestellt wird, oder?
GEFLASHT. Ich wollte es sofort Schagge erzählen, aber die war weg, weil sie aufs Klo musste. Sie war in die nächste Beiz gegangen, also ins Café Fédéral, aber die haben ihr tatsächlich verboten, das WC zu benutzen. Herr Jositsch war auch da und hat nichts dagegen unternommen. Heftig, oder? Die anderen Krawättli auch nicht. Bravo! Und das am Frauenstreik, hallo? Auf jeden Fall war Schagge weg, und ich schaute voll geflasht aufs Bundeshaus mit den fünf Frauen.
BUH, BUH, BUH! Zuoberst steht die Schweiz, eine selbstbewusste Frau, die die Fahne trägt und jedem Gegenwind trotzt. Links von ihr sitzt die Verwaltung mit Stift und Papier (braucht’s halt auch), rechts von ihr die Gesetzgeberin mit gerechtem Mass und Schild. Alle haben schöne Brüste und ein ernstes Gesicht. Die drei werden flankiert von zwei Vögeln. Eine Etage darunter sieht man eine Frau mit zwei gesprengten Handfesseln an einer Kette, so chli Sadomaso. Das ist die Freiheit! Die andere Frau hält einen Palmzweig und ein Schwert in ihren Händen, sie ist der Frieden. Ich stand also mitten in Tausenden von Menschen und dachte: Wow! Es ist ja alles da am Bundeshaus: Fesseln sprengen, Schwerter schwingen, Palmen wedeln. Wieso geht es Gopferdeckel so huere langsam voran? Ist öppe alles nur Fassade? Sie darf draussen bleiben, oder was? Und ich schrie mit Tausenden: Buh! Buh! Und nochmals Buh! Und ich dachte an die Wahlen im Herbst 2023.