Er wurde im Vorfeld kleingeredet, kleingeschrieben, kleingesendet. Doch er wurde gross: Hunderttausende schweizweit auf den Strassen und unzählige Aktionen in den Betrieben.
TROMMELWIRBEL: Pharmaassistentinnen protestieren in Lausanne für mehr Lohn. (Foto: Unia)
BERN, BUNDESPLATZ: 40 000 Frauen, Kinder, queere Menschen und solidarische Männer stehen, sitzen und tanzen auf dem Bundesplatz. Insgesamt 60 000 Menschen beteiligen sich über den ganzen Tag verteilt an Protesten, Aktionen und Veranstaltungen. Unia-Präsidentin Vania Alleva sagt von der Bühne: «Sie haben uns beschimpft und beleidigt und behauptet, die Gleichstellung sei längst erreicht. Und wir Gewerkschaften seien von vorgestern. Doch wir sind doch nicht blöd: Wir lassen uns doch nicht auseinanderbringen! Und auch nicht beschimpfen. Denn wir alle brauchen Respekt, mehr Lohn und mehr Zeit!»
ZÜRICH: 120 000 Menschen ziehen am Abend durch Zürich. Nach einem Tag mit unterschiedlichsten Aktionen eine eindrückliche Demonstration des Zorns der Frauen und der guten Laune, mit der sie für Gleichstellung und ein besseres Leben für alle kämpfen: «Lieber Gleichberechtigung als später» und «holen wir uns, was uns gehört». Später dann Big Party mit Big Zis und anderen.
«Wir lassen uns nicht auseinanderbringen!»
BASEL: 10 000 Menschen bewegen sich ab 17.30 Uhr durch die Stadt. Laut und bunt. Und unerschrocken. Denn am 8. März und am 1. Mai sprengte die Polizei die Demonstrationen und schüchterte die Teilnehmenden ein. Dieses Mal blieb sie friedlich. Die 19jährige Jil Kunz ist sicher: «Viele, die damals die Polizeirepression erlebt haben, haben sich heute nicht auf die Strasse getraut.» Und doch liessen sich Tausende Frauen nicht einschüchtern!
In der ganzen Schweiz war viel los – unzählige Aktionen, rund 20 Demos. In Olten etwa trafen sich Dutzende zum Streik-Zmittag. Und fuhren dann nach Solothurn an die Demonstration. In Aarau gingen mit 3000 so viele auf die Strasse, dass sogar die rechtsbürgerliche «Aargauer Zeitung» «beeindruckend» schreiben musste. In Luzern zogen mehrere Tausend Menschen durch die Altstadt. Auch in Chur, St. Gallen und Rorschach wogte die lila Welle vielhundertköpfig.
In Lausanne zogen rund 25 000 Menschen durch die Stadt. In Genf waren’s 1000, in Delsberg rund 2000. In Sitten benannten Frauen mit violetten Schildern Strassen um. In der Tessiner Hauptstadt Bellinzona gingen am Abend 6000 Menschen zur Frauenstreik-Demo. Zuvor waren in Locarno um 15.24 Uhr Hunderte auf die Strasse gegangen, Detailhandelsangestellte verliessen ihre Läden und schlossen sich der Demo an. Und ganz in der Nähe der legendären Piazza Grande hängten die Streikenden ein 50 Meter langes Transparent mit der Forderung nach Lohngleichheit auf.
NICHT LOCKERLASSEN. Hunderttausende gingen auf die Strasse für Lohngleichheit, für höhere Löhne, für höhere Renten, für eine gerechtere Verteilung der Care-Arbeit, für Nulltoleranz bei Mobbing, sexueller Belästigung und Gewalt gegen Frauen.
Und, so Unia-Chefin Vania Alleva am Schluss ihrer Bundesplatz-Rede: «Wir lassen nicht locker. Nicht morgen, nicht übermorgen und auch nicht überübermorgen. Kämpferisch, stark und stolz!»