Gebäudetechnik: Protest-Zmittag auf Basler Grossbaustelle
«He, hallo! Der GAV geht uns alle an!»

Zu Poulet und Härdöpfelsalat führten Stromer, Fassadenbauer, Sanitär-, Heizungs-, und Lüftungsmonteure Grundsatzdebatten. Denn in der Branche braut sich was zusammen, wie ein Baustellenbesuch zeigt.

BALD GEHT’S LOS! Die Gebäudetechnikerinnen und -techniker sind bereit für den 7. Oktober. (Foto: Unia)

Erstbezug der «Max Towers» in Aesch BL ist 2024 – so zumindest der Plan. Doch noch ist von den künftigen Luxus-Wohntürmen bloss das Betonskelett zu sehen. Deshalb hört der Baulärm auch über Mittag nicht auf. Die Kranführer machen durch, die Betonfräser ebenfalls. Nicht aber die Elektriker und Gebäudetechniker – schon gar nicht an diesem Donnerstag. Ein Unia-Team ist nämlich eingefahren, mit Fahnen, Poulet und Härdöpfelsalat. Gut fünfzig Stromer, Fassadenbauer, Sanitär-, Heizungs-, und Lüftungsmonteure nehmen Platz. «Ä Guete», wünscht der Basler Unia-Mann Andreas Giger und kommt dann gleich zur Sache: «Eure Gesamtarbeitsverträge laufen Ende Jahr aus. Sie müssen erneuert werden. Aber sie müssen besser werden. Und dafür braucht es jeden einzelnen von euch. Kommt am 7. Oktober an die Demo nach Zürich!»

Die neuen GAV müssen dringend besser werden.

Was sich ändern muss, haben die in der Unia organisierten Berufsleute längst beschlossen: Höhere Real- und Mindestlöhne, ein Recht auf die Frühpensionierung, mehr Ferien, höhere Mittagsspesen und volle Bezahlung der Reisezeit. Die Büezer im Zmittag-Modus nehmen Gigers Worte zur Kenntnis. Einige nicken, aber gerade kämpferisch wird die Stimmung nicht. Noch nicht, denn an manchen Tischen entwickeln sich jetzt Grundsatzdebatten.

ORGANISATIONSGRAD WÄCHST

Zum Beispiel zwischen Jung-Heiziger Ali Dursun* (25) und Bauleiter Jean-Pierre Vögtlin* (55). Dursun meint nämlich, solche Dinge interessierten ihn überhaupt nicht. Da lässt Vögtlin von seinem Poulet ab: «He, hallo! Der GAV geht uns alle an!» Es brauche zum Beispiel endlich die Rente mit 60 oder wenigstens 62. «Sonst bleibt doch gerade von euch Jungen keiner lange in der Branche», ist Vögtlin überzeugt. Dursun zuckt mit den Schultern. Immerhin bei den Ferien sieht auch er Handlungsbedarf: «Fünf Wochen sind gemessen an unserer Arbeit wirklich nicht genug.» Dann stösst Sanitär Osman Barsani (31) dazu: «Kollega, es ist doch klar, wir müssen es so machen wie die Maurer: Demonstrieren und streiken, dann geht was!» Streik, das sei ein grosses Wort, meint dazu Bauleiter Vögtlin. Und: «Wir haben ja erst gerade angefangen.» Das stimme, sagt jetzt Unia-Mann Giger. «Eine grossangelegte Gewerkschaftskampagne wie bei den Stromern hat es bei euch Gebäudetechnikern in den letzten Jahren nicht gegeben.» Heute aber sei in der Region Basel etwa jeder dritte Gebäudetechniker Gewerkschaftsmitglied. Und Giger ist sich sicher: «Langsam kommt definitiv Bewegung in die Sache.» Und tatsächlich: das Gruppenfoto macht schon mal eine gute Gattung. Was aber zählt, ist der Aufmarsch am 7. Oktober!

*Namen geändert

Klima-Demo in Bern

Heizungsinstalleur Lukas Tarczali erzählt, welche Auswirkungen die Klimakrise auf die Arbeit auf dem Bau hat – und wie wichtig seine Branche für die Energiewende ist. Alle an die nationale Klima-Demo in Bern, diesen Samstag um 14.00 Uhr!

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