Auch bei Edelmetall: Die Schweiz wäscht weisser
Schweigen ist Gold

Die Schweizer Goldraffinerien beziehen Gold aus der ganzen Welt. Unter welchen Bedingungen das Edelmetall geschürft wurde, bleibt oft im Dunkeln.

GERÜGT: Die Raffinerie Valcambi trieb es so bunt, dass selbst die zaghafte Edelmetallkontrolle des Bundes Kritik wagte. (Foto: ZVG)

Im Jahr 2022 wurden 2400 Tonnen Gold in die Schweiz importiert, etwa die Hälfte Gold mit einem Reinheitsgrad von 99,99 Prozent. Ein grosser Teil dieses Goldes wird in den Schweizer Raffinerien erneut eingeschmolzen und dann mit dem Stempel «Switzerland» als Schweizer Gold weiterverkauft. Mit dem Schmelzprozess geht auch das Wissen über die ursprüngliche Herkunft des Goldes verloren. Seit 2021 wurden beispielsweise 110 Tonnen Goldbarren russischen Ursprungs im Wert von über sechs Milliarden Franken in die Schweiz importiert, umgeschmolzen und «reingewaschen». Der Basler Strafrechtsprofessor Mark Pieth sagt: «Nach Schweizer Recht ist dieser Vorgang zwar legal, aber das bedeutet noch lange nicht, dass er legitim ist.» Pieth zieht in seinem Buch «Goldwäsche» ein klares Fazit: Goldhandel ist dreckig bis blutig.

In der Schweiz legal bedeutet noch lange nicht legitim.

GOLDDREHSCHEIBE DUBAI

Die Edelmetallkontrolle des Bundes hat insbesondere die Raffinerie Valcambi im Tessin gerügt, weil bei den Lieferanten aus Dubai der Verdacht von «Geldwäscherei» und «Terrorfinanzierung» bestehe. Dubai gilt heute als einer der wichtigsten Umschlagplätze von Gold aus Russland, aber auch von Konfliktgold aus dem Sudan oder Gold aus Burkina Faso, wo häufig Kinder in den Minen arbeiten müssen. Valcambi importiert aber trotz Kritik weiterhin Gold aus Dubai. Im Jahr 2022 wurden 140 Tonnen Gold im Wert von 8 Milliarden Franken aus Dubai zur Weiterverarbeitung in die Schweiz importiert.

ÜBER 1000 TONNEN MINENGOLD

Die Raffinerien in der Schweiz verarbeiten aber auch unreines Gold, das direkt aus den Minen importiert wird. Im Jahr 2022 waren es 1123 Tonnen Minengold, das in die Schweiz gelangte. Dieses Gold stammt zu 80 Prozent aus industriellen Minen mit ­besseren Sicherheitsstandards. Doch auch in den Konzernminen kommt es regelmässig zu Unfällen. Umweltverschmutzung und ein enormer Wasserverbrauch belasten die Umgebung. Das restliche importierte Minengold stammt aus handwerklichem Bergbau mit oft prekären Arbeitsbedingungen. Das Gold wird von Goldschürferinnen und Goldschürfern mit Quecksilber aus dem Gestein gelöst, dabei werden Menschen, Wasserläufe und Böden vergiftet. Zugleich ist das handwerkliche Goldschürfen für viele Menschen im Amazonasbecken und in afrikanischen Ländern eine wichtige Einkommensquelle.

DOKU-TIPP: «Auf den Spuren von Putins Gold»

BUCH-TIPP: Mark Pieth: Goldwäsche. Salis-Verlag, 300 Seiten, Fr. 34.–

1 Kommentare

  1. Franziska Hulliger 2. Oktober 2023 um 15:58 Uhr

    Was ist aus unserem Ländli Schweiz geworden. Sind wir ein Abzocker-Land geworden? Ohne Rücksicht auf Verlust werden die Menschen wo dort arbeiten ausgebeutet.

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