Heizungsinstallateur Lukas Traczali, sein Kollege Alex und 1200 Arbeitskollegen fordern:
«Her mit dem ­ guten GAV!»

An der grossen Gewerbe-Demo am 7. Oktober in Zürich waren 1200 Elektrikerinnen, Gebäude­techniker und solidarische Kollegen auf den Strassen. Für klimafreundliche Gebäude brauchen die Arbeiter bessere Arbeitsbedingungen.

AUF DEM WEG ZUR DEMO: Lukas Traczali (links) und Arbeitskollege Alex treffen gut gelaunt am Hauptbahnhof Zürich ein. (Fotos: Darija Knežević und Iwan schauwecker)

Treffpunkt kurz nach 12 Uhr am Hauptbahnhof in Zürich. Im Zug von Schaffhausen her reist Heizungsinstallateur Lukas Traczali (23) pünktlich zur grossen Gewerbe-Demo an. Und er bringt Freunde mit, darunter seinen Arbeitskollegen Alex. Der verkündet feierlich: «Meine erste Demo!» Für Lukas Traczali sind Demos dagegen kein Neuland. Er ist schon länger aktiv bei der Unia und politisiert zudem bei der Jungsozialistischen Partei in Schaffhausen. Diese Demo ist für ihn sehr wichtig: «Hier geht es konkret um einen besseren Gesamtarbeitsvertrag für meine Branche!» Verbessern sich die Arbeitsbedingungen nicht, drohen der Gewerbebranche noch mehr Berufsaussteiger. Um dagegen anzukämpfen, treffen sich die Gewerbler beim Zürcher Landesmuseum. Dorthin brechen auch Traczali und sein Arbeitskollege auf.

Philipp Eberli.

Am Treffpunkt angekommen, zieht er sich ein rotes T-Shirt an. Auch Trillerpfeifen, Fahnen und Kappen stehen den Demonstrantinnen und Demonstranten zur Verfügung. Erste Büezer trudeln aus allen Ecken der Schweiz ein. Die Berufskollegen aus dem Tessin kommen mit selbstgestalteten Transpis, die Basler und Ostschweizer kündigen sich mit lautem Trommeln und Pfeifen an. Jungstromer Philipp Eberli (19) ist aus dem Thurgau angereist: «Wir haben immer mehr Arbeit mit der Installation von Wärmepumpen, aber immer den gleichen Lohn. Ich werde von meinem Chef verarscht.»

«Ich werde von meinem Chef verarscht.»

VORNE DABEI

14 Uhr: Es geht los! Unia-Mann Traczali ist ganz vorne im Demozug mit dabei, am Transpi zwischen Unia-Präsidentin Vania Alleva und Gewerbechefin Bruna Campanello. Die Forderungen sind klar: mehr Lohn, weniger Druck und die Frührente.

Mittlerweile sind 1200 Personen unterwegs. Der erste Stop des Demo-Zugs: der Sitz von Suissetec, dem Arbeitgeberverband für die Branche. Dort hält Traczali seine Rede: «Ohne uns ist es in keiner Wohnung gemütlich. Anstatt die Branche attraktiver zu gestalten, lassen uns unsere Chefs härter und länger arbeiten.» Die Kolleginnen und Kollegen feiern ihn mit Pfeifen und Klatschen. Anders Suissetec-Chef Christoph Schaer. Er steht augenrollend in der Ecke. Und meint sarkastisch zu seinem Kollegen: «Wusste gar nicht, dass wir so viele Frauen in der Branche haben.» Später hält auch er eine Rede, erntet dafür aber laute Buhrufe von den Büezern (mehr dazu im Artikel unten).

Placide und Nicole Kateda.

SOLIDARITÄT VON ALLEN SEITEN

Tatsächlich sind viele Frauen dabei. Einige Berufskolleginnen, aber auch solidarische Ehefrauen und Freundinnen. So wie Nicole, die Lebenspartnerin von Elektriker Placide Kateda (50): «Ich setze mich mit meinem Mann für bessere Arbeitsbedingungen ein. Wir sind extra aus Lausanne angereist.» Bei der Demo sind auch Baukollegen dabei. Einer von ihnen ist Carlos Araujo (48). Er ist mit seinen Töchtern aus Baar angereist und sagt: «Wir müssen alle zusammenhalten, egal, wo wir arbeiten.

Und so zieht der Demozug weiter, legt den Tramverkehr rund um den Hauptbahnhof lahm und zieht viele Blicke auf sich. Während auf der einen Strassenseite demonstriert wird, schauen auf der anderen Strassenseite grimmige Protzer aus ihren Luxuswagen. Für Traczali eine motivierende Demo: «Jetzt ist auch den Chefs in den Teppich­etagen klar: her mit dem guten GAV!»

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