Seit Monaten fordern die Beschäftigten der Ceva Logistics in Neuendorf SO Lohnverhandlungen. Doch der Zalando-Partner mauert – und macht jetzt Zugeständnisse.
PROTEST: Die Büezerinnen der Ceva fordern mehr Respekt für ihre Arbeit. (Foto: Manu Friedrich)
Im Päcklizurückschicken ist die Schweiz Europameisterin. Für viele ist es ganz normal, den neuen Schuh gleich in drei Grössen zu bestellen. Was nicht passt, wird retourniert. Gratis und franko. Möglich machen’s Onlinehändler wie Zalando. Entsprechend riesig ist die Retourenflut – und diese landet zum Grossteil im solothurnischen Neuendorf bei der Ceva, einem globalen Logistikkonzern.
Rund 300 Frauen und ein paar Männer arbeiten dort unter Hochdruck: 41 Retouren müssen sie pro Stunde bearbeiten – und das zu einem lausigen Lohn. Brutto keine 3500 Franken beträgt der Monatslohn. Einen Dreizehnten gibt es nicht. Eine Ceva-Arbeiterin sagte im September zu work: «Netto habe ich etwa 3000 Franken. Davon kann niemand leben.» Nicht einmal eine Krankentaggeldversicherung bietet Ceva. Doch jetzt kommt Bewegung in die Sache.
ES BLEIBT SPANNEND. Die Firma hat angekündigt, auf 2024 den 13. Monatslohn einzuführen, die Löhne zu erhöhen sowie die Ferien stufenweise auf fünf Wochen anzuheben. Zudem sollen mehr Leute eine Festanstellung bekommen. Derzeit arbeiten über die Hälfte temporär. Genaue Zahlen sind jedoch nicht bekannt. Denn die Geschäftsleitung weigert sich, mit der Belegschaft und ihrer Gewerkschaft an einen Tisch zu sitzen. Daher deutet nichts darauf hin, dass die Büezerinnen aufgeben, was sie am letzten Frauenstreiktag begonnen haben.
Am 14. Juni schickten sie der Ceva-Leitung einen Brief mit der Bitte um Verhandlungen. 170 Arbeiterinnen haben unterzeichnet. Die Chefs wollten nichts davon wissen. Also schalteten die Ceva-Frauen mit der Unia einen Gang höher: mit einer Protestversammlung vor den Werkstoren. Die Chefs gaben sich unbeeindruckt. Tatsächlich spitzte sich die Lage zu. Das zeigt eine Abstimmung von Ende November: Die Belegschaft votiert für Streik! Dies für den Fall, dass die Geschäftsleitung weiterhin Verhandlungen verweigert. Und jetzt, keinen Monat nach dem Ultimatum, die Lohnversprechen. «Ein überfälliger Schritt», sagt dazu Unia-Logistiksekretär Roman Künzler. Zufrieden sei die Belegschaft damit noch lange nicht. «Die Leute wollen echte und transparente Verhandlungen.»