Massenentlassung bei Micarna
Streik in der Fleischfabrik: Migros verweigert das Gespräch

Vier Gesprächsangebote hat die Geschäftsleitung der Micarna-Fleischfabrik in Ecublens (VD) ignoriert. Jetzt haben die 84 Mitarbeitenden genug: Seit Donnerstagmorgen wird gestreikt!

IM STREIK: Die Mitarbeitenden der Micarna-Fleischfabrik im Kanton Waadt haben am Donnerstagmorgen die Arbeit niedergelegt. Die Unia unterstützt sie bei ihrem Kampf.(Foto: Keystone)

Die ausserordentliche Betriebsversammlung bei Micarna Ecublens (VD) begann am Donnerstag in den frühen Morgenstunden. Bereits um halb fünf Uhr trafen sich die Mitarbeitenden der Fleischfabrik in der Nähe von Lausanne. Der Grund: Der Betrieb soll im Frühling 2025 geschlossen werden und 84 Mitarbeitende ihre Arbeitsstelle verlieren. «Ich bin schon lange in diesem Unternehmen und ich habe keine Ahnung, wo ich nach der Schliessung arbeiten soll», sagte ein Angestellter vor Ort. Die Micarna-Beschäftigten haben deshalb die Unia beauftragt, ihre Interessen und Rechte zu verteidigen.

GESCHÄFTSLEITUNG WILL KEINEN DIALOG

Die Belegschaft verlangt seit der angekündigten Schliessung des Betriebs vor zwei Wochen ein Gespräch mit der Geschäftsleitung der Migros-Tochtergesellschaft Micarna. Doch diese hat die Aufnahme von Verhandlungen über die geplanten Massenentlassungen auch am Donnerstagmorgen verweigert. Die Betriebsversammlung hat deshalb einstimmig beschlossen, in einen unbefristeten Streik zu treten. Das angelieferte Frischfleisch wird bis auf weiteres nicht verarbeitet.

MICARNA IGNORIERT GESETZE

Die Unia kritisiert nicht nur den fehlenden Dialog mit den Mitarbeitenden. Micarna hat die Schliessung des Standorts auch nicht ordnungsgemäss bei den kantonalen Behörden gemeldet und verstösst damit gegen die gesetzlichen Bestimmungen über Massenentlassungen. Darüber hinaus verletzt das Unternehmen die in der Bundesverfassung und im Landes-Gesamtarbeitsvertrag der Migros-Gruppe garantierte Koalitionsfreiheit der Beschäftigten. Denn bisher weigert sich Micarna, das vom Personal erteilte Gewerkschafts-Mandat der Unia anzuerkennen. Auch andere arbeitsrechtliche Bestimmungen werden in der Fleischfabrik offenbar missachtet: Es gibt Tage, an denen bis zu 14 Stunden am Stück geschuftet wird!

GEWERKSCHAFTSFEINDLICHE MIGROS

Die Migros präsentiert sich gerne als sozial verantwortliche Arbeitgeberin, doch in der Realität ist der Grossverteiler oft nicht bereit, mit den Gewerkschaften zu diskutieren. So auch in diesem Fall. Die Unia-Mitglieder bei Micarna sind empört über das respektlose und unverantwortliche Verhalten ihres Arbeitgebers. Die Unia ruft Micarna und Migros dazu auf, den Dialog aufzunehmen und unverzüglich in Verhandlungen einzutreten.

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