Sonnenstrom: Der 365-Watt-Hammer aus China
Eine klimaneutrale Schweiz ist möglich. Auch weil in der Photovoltaik derzeit ein Durchbruch den anderen jagt.
China betreibt eine Industriepolitik, die sich gewaschen hat. So fördern die chinesischen Kommunistinnen und Kommunisten seit Jahren konsequent den Bau von Solarmodulen. Jetzt bringen sie sogar einen Container auf den Markt, in dem ein ganzes Solarsystem Platz hat: Wechselrichter, Speicher und Einspeisungen in das Netz.
In China herrscht politisch nicht die Diktatur des Proletariats, sondern die Diktatur der kommunistischen Partei. Wirtschaftlich gesehen herrscht in der Volksrepublik aber der Kapitalismus, der chinesische Staatskapitalismus. Diese Mischung hatten Karl Marx und Friedrich Engels nicht vorausgesehen.
Inzwischen macht sich China daran, die USA ökonomisch zu überholen. Zwar gibt es fast vier Mal mehr Chinesinnen und Chinesen als US-Amerikanerinnen und -Amerikaner. Das heisst, das Bruttoinlandprodukt pro Kopf ist in China kaufkraftseitig vier Mal kleiner. Doch wie lange braucht China noch, um die USA zu überholen?
Alle Prognosen sind Spekulationen, doch Fakt ist: Das chinesische Modell beinhaltet eine Industriepolitik, die sich gewaschen hat. So fördern die chinesischen Kommunistinnen und Kommunisten seit Jahren konsequent den Bau von Solarmodulen.
Schon heute kann China jedes Jahr Solarmodule mit einer Leistung von 230 Gigawatt produzieren. Mit dieser Leistung lässt sich so viel Strom produzieren wie mit 80 neuen Atomkraftwerken, deren Bau aber eine Ewigkeit dauert.
Der Weltmarkt ist aktuell zu klein, um diese 230 Gigawatt Leistung zu verbauen. Deshalb senken die chinesischen Hersteller ihre Preise massiv: diese haben sich innerhalb eines Jahres fast halbiert. Es tobt brutalster Wettbewerb. Die grossen Hersteller bluten. Die kleinen bluten aus. Wie bei jeder Überproduktionskrise im Kapitalismus.
Glauben wir den westlichen Analysten, so hätte China diese solare Überproduktionskrise mit 100 Milliarden Franken befeuert. Ist das viel? Pro Kopf der chinesischen Bevölkerung macht es nicht einmal 80 Franken aus. Jedenfalls wird die Solarindustrie die Welt innert kurzer Zeit verändern, wie es einst die Dampfmaschinen taten. Wenn China seine Exporte stoppt, schadet es sich selber. Deshalb wird das absehbar nicht geschehen. Und wenn doch? Dann wird Europa innert drei bis vier Jahren eigene grosse Solarmodulfabriken aus dem Boden stampfen.
«Trina Solar» ist ein chinesischer Solarriese. Das Unternehmen bringt noch dieses Jahr ein System mit Wechselrichtern und Batterien auf den Markt. Es heisst Elementa 2. Und die Ankündigungen versprechen eine Revolution:
Trina 1: Das ganze System hat in einem 20-Fuss-Container Platz. Dieser ist 36,5 Tonnen schwer. Und er wird in China fix und fertig montiert.
Trina 2: Der Container verfügt über eine Speicherkapazität von 4000 Kilowattstunden Strom. Und er kann mit 2000 Kilowatt Leistung beladen und entladen werden.
Trina 3: Solarmodule, kombiniert mit Solarspeichern, sind der Tod des schwankenden Flatterstroms. Sie können den Strom deshalb bedarfsgerecht Tag und Nacht reinsaugen oder liefern. Je nach den Bedürfnissen des Marktes und je nach den Preisen, die erzielt werden können.
Trina 4: Die recht umweltfreundlichen Batterien lassen sich 10 000 Mal beladen und entladen. Sie haben somit eine Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren. Schlicht und einfach sensationell!
Trina 5: Noch will Trina Solar nicht bekanntgeben, wie viel so ein Container kosten wird. Der Preis wird absehbar aber bei 500 000 Franken starten und dann auf 250 000 Franken sinken. Je nach Nachfrage, je nach Konkurrenz.
Trina 6: Je mehr solcher Elementa 2 dezentral installiert werden, desto weniger müssen wir unsere Netze ausbauen. Desto mehr Notstromaggregate haben wir.
Versuchen wir eine Annäherung an die Grössenordnungen: Solarmodule mit einem Kilowatt Leistung produzieren in den Alpen 750 Kilowattstunden Winterstrom pro Jahr. Wenn wir die Netze lediglich minimal ausbauen wollen, braucht es pro Kilowatt installierte Leistung nur 5 Kilowattstunden Speicher. Der Atomstrom hat dann keine Chance mehr.
Um die Schweiz dezentral mit Solarspeichern zu stabilisieren, würde eine Investition von 10 Milliarden genügen. Ein Klacks verglichen mit den Beträgen, die wir für die Armee ausgeben!