Claude Cornaz, der Präsident der Vetropack-Gruppe, gehört mit einem Vermögen von 300 Millionen Franken zu den 300 Reichsten der Schweiz. Die Unia fordert, dass der Fabrikerbe an den Verhandlungen über den Sozialplan teilnimmt und Verantwortung für die Entlassungen übernimmt.
SUCHMELDUNG: Dieses Plakat haben die Gewerkschaften und die Vetropack-Belegschaft in Saint-Prex aufgehängt. (Foto: Unia)
Was würde wohl Henri Cornaz denken? Der protestantische Bauernsohn gründete 1911 die Glasflaschenfabrik in Saint-Prex. Jetzt haben die Gewerkschaften und die Vetropack-Belegschaft in den Strassen der Waadtländer Gemeinde Plakate mit dem Konterfei seines Urgrossneffen Claude Cornaz (63) aufgehängt. Zur Suche ausgeschrieben sind: Claude Cornaz und 10 Millionen Franken für einen anständigen Sozialplan. Denn seit dem Beginn der Verhandlungen über den Sozialplan für die 175 Vetropack-Beschäftigten ist Claude Cornaz spurlos verschwunden. Der Präsident des Verwaltungsrates und Grossaktionär von Vetropack ist der Hauptverantwortliche für die Schliessung der Glasfabrik am Genfersee.
WO STECKT CORNAZ?
Der gelernte Maschineningenieur Claude Cornaz ist Mitglied beim Rotary-Club Zürich Unterland und präsentiert sich gerne als verantwortungsvoller Unternehmer. Nach der fragwürdigen Schliessung des Standorts in Saint-Prex ginge es jetzt darum, den Menschen wenigstens eine würdige Entschädigung anzubieten. Multimillionär Cornaz könnte sich dies zweifellos leisten. Das Vermögen des Fabrikerben wird auf über 300 Millionen Franken geschätzt. Alleine im letzten Jahr hat die Familie Cornaz mit den Dividenden von Vetropack 14 Millionen Franken abgesahnt.
AFFRONT GEGENÜBER DEN MITARBEITENDEN
Einige der Vetropack-Mitarbeitenden, die ihre Stelle verlieren, stehen bereits seit über 30 Jahren im Dienst der Firma. Die Gewerkschaften Unia und Syna kritisieren den fehlenden Willen für einen Sozialplan, der diesen Namen verdient. Seit dem Unterbruch des einwöchigen Streiks Ende Mai gab es fünf Verhandlungssitzungen, die bisher aber keine Einigung zwischen den Gewerkschaften und der Konzernleitung brachten. Unia und Syna schreiben: «Angesichts der Opfer und der langjährigen Betriebszugehörigkeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer sind die bisherigen Angebote ein Affront.» Die Beschäftigten fordern die Möglichkeit zur Frühpensionierung ab 58 Jahren, Unterstützung bei der Suche nach einer neuen Stelle und Abfindungen, die mit den Standards von Sozialplänen vergleichbar sind, die in der Vergangenheit in der Westschweiz ausgehandelt wurden.