Laura mal laut
Laura und die Gesundheit

Laura Gonzalez Martinez ist Verkäuferin in Zürich und Gewerkschafterin.

Früher nannte man es Stress, dann irgendwann kam der Begriff Burnout auf. Ich mag mich noch gut daran er­innern, wie sich einige meiner Arbeitsgspönli damals darüber lustig gemacht haben; es sei ein Modewort, und alle hätten jetzt ein Burnout. Eine Erschöpfungsdepression ist keine Modeerscheinung. Sie wird heruntergespielt, damit wir uns nicht damit auseinandersetzen. So ist es mit vielen ernsten Themen. Es ist eine Konsequenz unseres Systems – kein Trend. Und wenn, dann ein zunehmender. Das Bundesamt für Statistik publizierte im Mai 2024 erschreckende Zahlen: Der Anteil der Personen, die sich gemäss eigenen Angaben bei der Arbeit gestresst fühlen, hat sich innert zehn Jahren (2012–2022) von 18 Prozent auf 23 Prozent erhöht. Von allen Arbeitsbedingungen, die physische oder psychosoziale Risiken für die Gesundheit darstellen, hat Stress am stärksten zugenommen. Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der gestressten Personen fühlen sich bei der Arbeit zudem emotional erschöpft und haben folglich ein höheres Burnout-Risiko.

PONYHOF

Ich bin überzeugt, dass die Zahl in Wirklichkeit deutlich höher ist. Viele Menschen, die es betrifft, reden nicht darüber, gehen nicht zu ­irgendwelchen Therapien oder machen bei Umfragen mit oder sind es sich überhaupt bewusst. Denn gestresst sein ist zur Normalität geworden. Viele rennen sich im eigenen Hamsterrad kaputt. Dazu kommen private Angelegenheiten und zunehmend finanzielle Probleme. Nein, das Leben ist kein Ponyhof. Wenn das Aufstehen zur Qual wird und es ein Kraftakt ist, den Tag zu überstehen, ja dann haben wir ein echtes Problem. Und ganz ehrlich, es lohnt sich auch nicht. Da geht unsere Gesundheit flöten, und wir haben nichts davon. Deshalb müssen wir Konditionen schaffen, die uns erlauben, nicht nur zu leben, um zu arbeiten. Die Arbeitszeiten müssen gekürzt und vor allen Dingen besser kontrolliert werden. Und es braucht mehr Personal, um Überstunden und Stress zu vermeiden. Die Löhne müssen dringend rauf. Für mich ist deshalb klar, am 21. September stehe ich in Bern an der Lohndemo und haue mit meinen Kolleginnen und Kollegen so richtig auf den Putz. Die da oben nehmen uns nicht weiter unsere verdienten Löhne und unsere Gesundheit weg!

Illu: Laura Gonzalez Martinez

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