Schaffen wir den Ausstieg aus dem fossilen Kapitalismus, bevor alle Schweizer Gletscher weg sind? Der Klimaschutz wird – endlich – zu einem Thema, das die Schweizerinnen und Schweizer beschäftigt.
WAHLVERSPRECHEN EINGEHALTEN: Willy Brandt hat es in seiner Zeit als Bundeskanzler (1969–1974) geschafft, die Luftqualität im Ruhrgebiet fühlbar zu verbessern.
Der Bergsturz beim Bergeller Dorf Bondo war ein kleiner Warnschuss. Mehr noch nicht. Wenn im Wallis der ganze nördliche Hang der Moosfluh Richtung Aletschgletscher ins Rutschen kommt, sähe alles von einem Tag an weit dramatischer aus. Das soll nicht wahrscheinlich sein. Aber ausschliessen will es auch keiner der vielen Wissenschafter, die sich in diesem Unesco-Welterbe mit den Auswirkungen des Gletschersterbens befassen. Politisch und technisch bewegt sich jedoch einiges:
Vorschlag 1: Der Bundesrat will den Liter Heizöl zusätzlich um 40 Rappen verteuern. Wenn er durchkommt, werden alle Besitzer von Öl- und Gasheizungen auf Wärmepumpen umsteigen. Stark im Kommen sind Luft-Wasser- Wärmepumpen. Sie werden immer effizienter, leiser und billiger. Der Knackpunkt: Wir brauchen mehr Strom vorab im Winter. Vermutlich müssen wir diesen von im Ausland drehenden Windrädern beziehen.
Vorschlag 2: Der Bundesrat will, dass Autos und Lastwagen vermehrt mit erneuerbaren Kraftstoffen fahren. Einige Hersteller – wie zum Beispiel Toyota – glauben an einen Durchbruch dank und mit der Wasserstofftechnologie. Wahrscheinlicher ist, dass sich Elektroautos und Elektrolastwagen durchsetzen. Elon Musk will 2019 einen Sattelschlepper auf den Markt bringen, der mit einer Ladung Strom 800 Kilometer weit fährt. Und innert 35 Minuten Strom für weitere 600 Kilometer nachtanken kann. Bisher war der Schweizer Lastwagenproduzent E-Force technologisch führend. Verlieren unsere Entwickler den Vorsprung und die Schweiz Arbeitsplätze, weil es zu wenig Risikokapital in der Schweiz gibt? Es ist zu befürchten.
Vorschlag 3: Die schweizerische Gaswirtschaft wollte in der Nähe von Innertkirchen ein grosses unterirdisches Gaslager in den harten Granit sprengen. Weil die Schweiz – im Gegensatz zu Deutschland – über keine namhaften Gasspeicher verfügt. Die BKW wollen das nicht. Jetzt möchte der Westschweizer Energieversorger Gaznat die Speicher auf der anderen Seite des Passes in den Grimselgranit bohren. Noch hat die Diskussion nicht begonnen. In mittlerer Zukunft werden wir vielleicht dank mehr Biogas und mehr Gas aus Strom genügend erneuerbares Gas zur Verfügung haben. Vielleicht müssten wir es im Grimselgebiet speichern. Weil der Fels hier gut ist und die Nord-Süd-Gasleitung hier durchführt.
Viele haben Angst, dass alles viel teurer wird. Absehbar wird genau das Gegenteil eintreten:
Viele Umweltbewegte tun sich schwer damit, an eine Rosa Zukunft zu glauben. Für sie wird tendenziell immer alles schlechter. Stimmt so nicht ganz.
1961 machte Bundeskanzler Willy Brandt Wahlkampf mit folgender Forderung: «Der Himmel über dem Ruhrgebiet muss wieder blau werden.» Das hat geklappt. Noch nicht im Griff sind – auch wegen der Tricksereien der Autoindustrie – die Probleme mit dem Feinstaub und dem Stickstoffdioxid. Es braucht offenbar gerichtlich verordnete Fahrverbote, damit sich alles etwas schneller bewegt.
Die Post streicht 170 Stellen, weil wir weniger Briefe und Postkarten verschicken sowie weniger Zahlungen am Postschalter tätigen. Gibt es denn keine Alternativen?
Die Schweiz kann Forschung und mischt den Lebensmittelmarkt auf: etwa mit einem Käse ohne Tiermilch – und einem Steak aus Pflanzen.
Technologisch und politisch verändert sich alles rasend schnell. Die neue Normalität: Die Mehrheit der Menschen in der Schweiz will keinen Sozialabbau. Einschliesslich der SVP-Basis.
